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Politik: Leid, das freut

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Es gibt Sprichwörter, die nicht nur im bürgerlichen Alltag zutreffen, sondern sich auch auf die hohe Politik übertragen lassen. So etwa der Spruch: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Es gibt Sprichwörter, die nicht nur im bürgerlichen Alltag zutreffen, sondern sich auch auf die hohe Politik übertragen lassen. So etwa der Spruch: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Es gibt fast nichts Schöneres für die Opposition als Regierungsmitglieder, die sich gegenseitig zerfleischen. Und umgekehrt freuen sich die Regierungspolitiker, wenn die Opposition durch interne Querelen Angriffsfläche bietet. Deshalb betonen in Wahlkampfzeiten Spitzenpolitiker beider Seiten, dass ihre Partei geschlossen ist. Und weiß, was sie will. Im Gegensatz zum Gegner. Der nicht weiß, was er will. Ein Beispiel: Schon vor mehreren Wochen kam es bei den Grünen in Baden-Württemberg zum offenen Machtkampf. Um die aussichtsreichen Listenplätze für die Bundestagswahlen bewarben sich gleich mehrere prominente Grüne: Für den Fraktionsvorsitzenden Rezzo Schlauch und für Parteichef Fritz Kuhn war bald klar, dass sie auf jeden Fall ganz vorne mitspielen. Blieben der schwäbische Türke Cem Özdemir, der unbequeme Haushaltsexperte Oswald Metzger und der Kriegsgegner Winfried Hermann, die sich um den dritten Männer-Listenplatz balgten, der einen Einzug in den Bundestag bedeuten könnte. Der Kampf wurde bald zum Duell der Realos Özdemir und Metzger – Özdemir gewann, und Metzger zog resigniert seine Kandidatur zurück. Und der lachende Dritte? Nach dem Rücktritt von Özedmir hat Hermann inzwischen gute Chancen auf ein erneutes Mandat im Bundestag. Er war auch in den vergangenen Tagen derjenige, der die deutlichsten Zweifel an Özdemir aussprach. In dieser Situation könnte auch ein anderes Sprichwort passen: Des einen Leid ist des anderen Freud. Cordula Eubel

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