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Politik: Leitfaden zum guten Gewissen

Rund 70 Familien haben einen Monat lang nicht nach Sonderangeboten gesucht, sondern nach umweltfreundlichen Produkten

Zeit kostet die Jagd nach Schnäppchen auch. Warum also nicht einmal Zeit investieren, um mit gutem Gewissen einkaufen zu gehen? Diese Frage hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung 72 Familien gestellt. Sie haben einen Monat lang nach den Vorgaben des „nachhaltigen Warenkorbs“ eingekauft, den der Rat entwickelt hat. 67 haben das Experiment bis zum Ende durchgehalten und festgestellt, dass sie zwar mehr Zeit brauchten, aber doch weniger als sie befürchtet hatten. Die mit den empfohlenen Gütezeichnen versehenen Produkte waren allerdings nicht immer leicht zu finden, aber doch häufiger als sie erwartet hatten. „Umwelt- und gesundheitsbewusst einkaufen wollte ich schon immer. Mit dem nachhaltigen Warenkorb kann ich das, auch wenn ich nicht so viel Zeit habe“, resümiert Tatjana Stenzel aus Dresden, die zu den Testfamilien gehörte.

Fast alle Familien loben den Warenkorb als hilfreichen Leitfaden für ihre Kaufentscheidungen. Zufrieden sind sie trotzdem nicht damit. Zwar sind darin Handlungsvorschläge formuliert, wie etwa: „Fertiggerichte stehen für einen hohen Energie- und Rohstoffverbrauch bei der Herstellung. Frischwaren belasten die Umwelt weniger und bieten mehr Kreativität beim Kochen“. Zudem werden Kennzeichen empfohlen, auf die die Kunden achten sollen. Aber welche Produkte von welchen Firmen sie konkret kaufen könnten, um der Umwelt nicht zu schaden und ihren hohen sozialen Ansprüchen zu genügen, steht nicht im Leitfaden. Außerdem waren den meisten Familien die empfohlenen Produkte einfach zu teuer. 53 Prozent der Familien beklagten sich über die höheren Preise, eine sagte: „Wir wollen und können uns diesen Luxus nicht immer leisten.“ Andererseits schränkten andere auch ein, dass sich der nachhaltige Warenkorb auf das ganze Jahr gesehen, womöglich sogar finanziell lohnen könnte.

Da sieht Edda Müller, Chefin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Forschungsbedarf. Außerdem hat der Warenkorb noch viele weiße Flecken. So fehlen Vorschläge für Pflegemittel und Kosmetika. Und bei Textilien stellt der Leitfaden lediglich lapidar fest: „Es gibt zu wenig Zertifikate für eine generelle Handlungsempfehlung. Erfragen Sie nähere Informationen direkt beim Händler.“ Die Beratungsleistungen in den Läden sehen aber alle Testfamilien sehr kritisch.

Der nachhaltige Warenkorb wird am heutigen Donnerstag um 14.30 Uhr auf der Grünen Woche, Halle 23 a, vorgestellt.

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