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wolfgang clement

© dpa

Lesermeinung: Clements Rauswurf aus der SPD: Ist das gerecht?

Mitgliederschwund, Umfragetief und jetzt ein prominenter Rauswurf: Mitten in der Sommerpause will die SPD einem verdienten Spitzenpolitiker sein Parteibuch nehmen. Hat Wolfgang Clement diese Behandlung verdient? Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit!

Die Schiedskommission der nordrhein-westfälischen SPD hat einen politischen Sprengsatz gezündet, der die von Umfragen und Mitgliederschwund gebeutelte Partei kalt erwischt, besonders die Führung um Kurt Beck. Statt das Ausschlussverfahren gegen Wolfgang Clement unauffällig zu beerdigen, haben die Parteijuristen seinen Rauswurf beschlossen.

Der von SPD-Übervater Johannes Rau einst in die Politik gelotste Clement, der von 1998 bis 2002 als Raus Nachfolger Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen und danach bis 2005 Superminister für Wirtschaft und Arbeit war, soll wegen parteischädigenden Verhaltens nach 38 Jahren Mitgliedschaft aus der Partei geworfen werden. Den Ausschlag gab wohl seine Kritik an der hessischen SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti, die er wegen ihres energiepolitischen Kurses öffentlich für nicht wählbar erklärte.

Obwohl das Urteil noch nicht rechtskräftig ist und Clement Berufung eingelegt hat, dürfte die Auseinandersetzung um seine Person den Richtungsstreit in der SPD weiter anheizen. Die CDU spricht von einem Tiefpunkt der Sozialdemokraten, die FDP macht dem Querdenker bereits Übertritts-Angebote. "Mit einem angesehenen Politiker so umzugehen, schadet der SPD selbst", sagte FDP-Vize Rainer Brüderle der "B.Z."

"Unglaublicher Wüterich"

Doch es gibt auch andere Stimmen: Menschen, die mit ihm zusammengearbeitet haben, erinnern sich an einen cholerischen Hitzkopf mit autoritärem Führungsstil. "Er war ein unglaublicher Wüterich und Egomane, der kaum einen Rat angenommen hat", sagt ein früherer Mitarbeiter. "Und er war ein Schreck jedes Planungsstabs, weil er sofort vor jede Kamera rannte." Viele denken noch mit Entsetzen daran zurück, dass der "Workaholic" täglich mit neuen Plänen für Unruhe sorgte. Nichts war ihm heilig, weder die Mitbestimmung noch der Meisterbrief oder der Ladenschluss.

Der drahtige 68-Jährige - heute als Lobbyist für Energie und Zeitarbeit tätig - hat viele Ecken und Kanten: Journalisten stauchte er - früher selbst Journalist - schon mal für "dusselige Fragen" zusammen. Wutausbrüche vor laufender Kamera waren nicht selten. Im Foto dokumentiert ist, wie Clement den "Stinkefinger" zeigt. (ho/dpa)

Was denken Sie? Stellt sich die SPD mit dem Parteiausschluss von Wolfgang Clement selbst ein Bein? Oder wird mit dem streitbaren Politiker endlich ein parteiinterner Störfaktor beseitigt, der ein geschlossenes Auftreten der Sozialdemokraten behinderte? Diskutieren Sie mit und schreiben Sie einen Kommentar unter diesen Artikel!

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