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Politik: Letzte Dinge

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Im Irakkonflikt gibt es nicht so viele Zeichen, die auf Entspannung stehen. Wenn sich fast alles zum Dramatischen hin zu entwickeln scheint, achtet der Mensch von jeher auf Zeichen und Zwischentöne.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Im Irakkonflikt gibt es nicht so viele Zeichen, die auf Entspannung stehen. Wenn sich fast alles zum Dramatischen hin zu entwickeln scheint, achtet der Mensch von jeher auf Zeichen und Zwischentöne. Dem spanischen Ministerpräsidenten José Maria Aznar ist jetzt auf dem Rückflug von Washington nach Madrid so etwas widerfahren. Jedenfalls hat er es selbst, etwas ironisch, so interpretiert. Als Aznar – der eine harte Linie gegenüber dem Irak propagiert – mit Journalisten über die Haltung Saddam Husseins sprechen wollen, durchschüttelte eine heftige Turbulenz sein Flugzeug. „Man sieht, das Böse existiert“, sagte er zu seinen Gesprächspartnern. George W. Bush nennt den Irak ja als einen Teil der Achse des Bösen.

Was den deutschen Bundeskanzler bewogen hat, heute mit seinem Gast, dem französischen Präsidenten Jacques Chirac, ausgerechnet in eine Kneipe mit dem Namen „Zur letzten Instanz“ einzukehren, wissen wir nicht. Dass die beiden – natürlich werden die Außenminister auch dabei sein – über den Irak sprechen, steht indessen fest. Fest steht auch, warum diese Kneipe heißt wie sie heißt. Sie liegt, nahe dem Amtsgericht und Landgericht Mitte, in der Waisenstraße. Seit Generationen gilt: Wer hier einkehrt, hat entweder alle Hoffnung fahren lassen und trinkt sich resigniert einen an, oder er hofft noch auf die letzte Instanz. Die ist dann entweder anschließend, nebenan, vor einem irdischen Gericht, oder, später, vor dem ewigen Richter. Was Saddam Hussein betrifft, ist in der Waisenstraße aber wohl nur die vorletzte Instanz. Ob’s in New York, neben der Uno, so eine Kneipe gibt, wissen wir nicht.

Gerd Appenzeller

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