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Politik: Leute, kümmert euch um Bienen

Von Harald Martenstein

Frühling! Dieser Eisbär geht mir, ehrlich gesagt, auf die Nerven. Es ist doch nur ein Eisbär. Süße Tiere zum Streicheln stehen doch an jeder Straßenecke. Die Eisbären können, wenn das Eis schmilzt, doch auch auf dem Festland leben. In Kanada. Kanada kann den Eisbären keiner nehmen. Am meisten regt es mich auf, dass fast alle Medien in den letzten Wochen die Knut-Hysterie oder Knystieria totalis mitgemacht oder sogar angeheizt haben. Die Medien sind doch angeblich die vierte Gewalt. Die Medien sollen doch angeblich dabei helfen, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, sie sollen einordnen, analysieren, informieren, ja, auch unterhalten, gerne, aber das heißt doch nicht, dass man keine Maßstäbe mehr besitzt und gaga wird. Mir geht auch dieser verdammte Gaga-Umweltminister auf den Geist, mit seiner bescheuerten Patenschaft für Knut. An jedem Namenstag von Knut möge er künftig, als guter Onkel, mit einem Fisch als Geschenk sein Patenkind besuchen und einen Tag lang in dessen stinkigem Gehege verbringen, dann kann ich ihn – vielleicht – wieder ernst nehmen.

Eine Kollegin aus dem TV-Business sagte: „Wir würden ja lieber was über die Bienen bringen, aber die Leute interessieren sich irgendwie nicht für die Bienen.“ Ja? Seid ihr so, Leute? Wisst ihr, die Bienen scheinen, im Gegensatz zu den Eisbären, tatsächlich vom Aussterben bedroht zu sein. In den USA ist schon mehr als die Hälfte der Völker gestorben, keiner weiß warum, die Umwelt möglicherweise, eine rätselhafte Krankheit, jedenfalls breitet es sich aus, es ist gespenstisch. Eine Welt ohne Bienen wäre auch eine Welt, in der das Obst unbezahlbar ist, oh ja, die Bienen gehören zu den wichtigsten Nutztieren. Es sind doch auch sympathische Tiere, trotz Stachel. Biene Maja!

Es ist Frühling. Die Bienen schwärmen aus. Noch! In diesem Fall ist es keine Hysterie und kein üblicher Medienhype, nein, die kleine Maja steckt wirklich in ernsten Schwierigkeiten. Interessiert sich denn nicht wenigstens der Umweltminister dafür, oder braucht er dazu eine sexy Bienenlady im Bikini oder ein hübsches Bienenbaby, das er vor der Kamera streicheln kann? Übrigens haben neueste Umfragen ergeben, dass mehr Deutsche Knut, den Eisbären, kennen als den SPD-Bundesvorsitzenden Kurt Beck. Insofern wäre es tatsächlich und ohne jede Ironie sinnvoll, wenn der Umweltminister eine Patenschaft für Kurt Beck übernehmen würde, davon hätten beide etwas.

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