zum Hauptinhalt

Politik: Libanesische Flüchtlinge kehren zurück

Viele Häuser und Geschäfte im Süden des Landes sind völlig zerstört / UN-Hilfskonvoi fährt nach Tyrus

Mit Eintreten der Waffenruhe am Montagmorgen um 7 Uhr Ortszeit machten sich Tausende von libanesischen Flüchtlingen auf den Weg in ihre Heimat im Süden des Landes. Auf den Straßen von Beirut in den Südlibanon kam es zu kilometerlangen Staus. Zerbombte Brücken und metertiefe Krater auf der Straße behinderten den Verkehr und führten zu teilweise chaotischen Zuständen. Die oft vollgepackten Wagen müssen immer wieder über Felder und Erdhügel ausweichen, um die zerstörten Straßen zu umfahren. Schneller als im Schritttempo geht es selten voran.Mit Hilfe von Traktoren wird an einigen Stellen Sand in die Bombenkrater gekippt, um die Straßen notdürftig zu reparieren.

Auch aus den Städten Tyrus und Sidon im Süden des Landes kehrten viele Flüchtlinge in ihre Dörfer zurück, um zu sehen, was nach fast fünf Wochen Krieg davon übrig geblieben ist. Arabische Fernsehsender zeigten Libanesen, die vor ihren völlig zerstörten Häusern und Geschäften stehen. Ein UN-Hilfskonvoi setzte sich am Montagmorgen ebenfalls in Richtung Tyrus in Bewegung. Die 24 Fahrzeuge bringen dringend benötigte Lebensmittel und Medikamente in den äußersten Süden, der seit der Bombardierung der letzten Brücke über den Fluss Litani vor einer Woche abgeschnitten war. In diesem Landesteil sollen nach Angaben von Hilfsorganisationen etwa 100 000 Menschen von der Außenwelt abgeschlossen gewesen sein. Das World Food Programme will in den kommenden Tagen massenhaft Hilfsgüter per Schiff nach Tyrus bringen, sagte Sprecher Robin Lodge.

Doch auch wenn die Waffenruhe bis auf zwei kleine Scharmützel zu halten scheint, ist die Gefahr für die libanesische Bevölkerung nicht gebannt. Ein Kind starb am Montag und 15 Menschen wurden verletzt, als ein Blindgänger in einem Haus explodierte, in das die Familie gerade zurückgekehrt war. Die libanesische Regierung forderte die Bevölkerung daher auf, nicht vor dem Wochenende in ihre Häuser und auf ihre Felder zurückzukehren, damit die Armee Minen und Blindgänger aufspüren könne. Insgesamt etwa 750 000 Libanesen waren vor den Kämpfen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah aus dem Süden des Landes geflohen. Das UN-Flüchtlingswerk UNHCR geht davon aus, dass ein Großteil der Flüchtlinge in den nächsten Tagen heimkehren will.

In Beirut kehrten Bewohner in die südlichen Stadtbezirke zurück, die am Vortag noch massiv von der israelischen Luftwaffe bombardiert worden waren. Unter eingestürzten Wohnhäusern der von Schiiten bewohnten Stadtteile, in denen die Hisbollah ihr politisches Hauptquartiert hat, suchten Rettungskräfte noch immer nach Überlebenden.

Die Lage südlich des Flusses Litani ist weiterhin unklar. Die israelische Arme hat jeden nicht genehmigten Verkehr in dem 15 Kilometer breiten Landstreifen untersagt, um die Rückkehr von Hisbollah-Kämpfern und Waffenlieferungen zu verhindern. Einige Libanesen fuhren dennoch am Montag zu ihren Häusern in diese Zone, in der auch das heftig umkämpfte und fast völlig zerstörte Dorf Bint Dschbeil liegt. Unterdessen verhandeln Vertreter Libanons und Israel unter Vermittlung der Vereinten Nationen über die Umsetzung des Rückzugs der israelischen Armee und die Aufstellung libanesischer Truppen sowie der erweiterten UN-Friedenstruppe.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false