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Libanon: Heimkehrerstrom der Flüchtlinge hält an

Kilometerlange Staus auf zerstörten Straßen: Zehntausende Libanesen versuchten auch am zweiten Tag der Waffenruhe, in ihre Häuser und Wohnungen zurückzukehren.

Tyrus - Auf allen Verbindungsstraßen zwischen den Hafenstädten Tyrus und Sidon und der Hauptstadt Beirut, in der ostlibanesischen Bekaa-Ebene sowie von der syrischen Haupstadt Damaskus nach Beirut bildeten sich ab den frühen Morgenstunden kilometerlange Schlangen von schwer beladenen Autos, Kleinlastern und Lkws. Eine Autofahrt zwischen Beirut und Tyrus dauerte am Dienstag sechs Stunden - gewöhnlich reicht eine Stunde. Lange Autokolonnen gab es selbst auf den schwierigen Ausweichpfaden über das Schufgebirge, die Hochburg der Drusen.

Rund 300 mit Erde beladene Lastwagen versuchten in der Nacht zum Dienstag, wenigstens die größten Bombenkrater auf der Küstenstraße zwischen Sidon und Beirut wieder aufzufüllen. Um nach der Zerstörung der Brücken nördlich von Tyrus wenigstens vorübergehend die Überquerung des Litani-Flusses zu ermöglichen, schaufelten Bagger an einigen Stellen das Flussbett zu, wie AFP-Korrespondenten berichteten. Nach ihren Angaben beobachteten israelische Flugzeuge von der Luft aus den Treck der heimkehrenden Flüchtlinge.

Das Internationale Rote Kreuz mahnte trotz des offensichtlich anhaltenden Waffenstillstands zur Vorsicht. Die Waffenruhe sei noch "sehr neu", sagte IKRK-Vertreter Andreas Wigger im ZDF-Morgenmagazin. Er bezeichnete die Situation in den 210 Dörfern mitten im Kriegsgebiet südlich des Litani-Flusses als immer noch "ziemlich dramatisch". Es fehle an Wasser und medizinischer Grundversorgung, immer noch müssten Leichen geborgen werden. Wigger schätzte, dass etwa zweihundert- bis dreihunderttausend Menschen im Südlibanon auf Hilfe angewiesen seien. Nach jüngsten UN-Angaben wurden während der fast fünfwöchigen Kämpfe allein auf libanesischer Seite 1109 Menschen getötet und knap 3850 verletzt. Die Zahl der Flüchtlinge schätzt die Weltorganisation auf knapp eine Million. (tso/AFP)

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