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Libanon-Krieg: Israel weitet Bodenoffensive aus

Ungeachtet der UN-Resolution für eine Beendigung der Kämpfe im Nahen Osten hat Israel seine Bodenoffensive im Süden des Libanon ausgeweitet.

Jerusalem/New York - Die Militäraktion laufe zeitlich "unbefristet", sagte der israelische Regierungssprecher Avi Pasner am Samstag in Jerusalem. Libanon und Israel müssten erst der UN-Entschließung zustimmen und anschließend über den Zeitpunkt der darin geforderten Waffenruhe verhandeln. Es wurde erwartet, dass die Regierung in Beirut den Text noch im Laufe des Tages akzeptieren würde, das israelische Kabinett sollte am Sonntag zustimmen. Die Uno forderte Israel und die Hisbollah auf, unmittelbar danach die Kämpfe einzustellen.

Das libanesische Kabinett wollte ab 16.00 Uhr über die Annahme der Resolution beraten. Laut Kommunikationsminister Marwan Hamadé tendierte es dazu, den Text zu billigen. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert wollte laut seinem Sprecher die UN-Resolution am Sonntag zur Billigung im Kabinett vorlegen. Dies bedeutet aus israelischer Sicht jedoch nicht das Inkrafttreten einer sofortigen Waffenruhe.

Bodenoffensive kann "noch Wochen dauern"

Israels Regierungssprecher Pasner sagte, nach der Zustimmung von Israel und Libanon zur UN-Resolution müssten erst die "Diskussionen über die Modalitäten für eine Waffenruhe, vor allem deren Beginn", eröffnet werden. Wie lange dieser Prozess dauern könnte, wollte er nicht schätzen. Die Bodenoffensive könnte noch "Wochen dauern", warnte der Armeechef im Norden Israels, Alon Friedman. Wenn notwendig, werde der libanesische Fluss Litani, den Israel bisher als Grenze des Einsatzes genannt hatte, überschritten.

Der UN-Sicherheitsrat hatte am Freitagabend nach langem Ringen einstimmig die Resolution 1701 beschlossen, in der die Hisbollah aufgefordert wird, den Beschuss israelischen Gebiets einzustellen. Auf der anderen Seite solle Israel seine "offensiven Militäroperationen" beenden und sich aus dem Südlibanon zurückziehen. Nach der von Frankreich und den USA ausgearbeiteten Resolution soll die bereits bestehende Truppe der UN-Mission im Libanon (Unifil) verstärkt werden und zusammen mit der libanesischen Armee die bislang von der Hisbollah dominierte Grenzregion unter Kontrolle bringen.

Annan enttäuscht von langen Verhandlungen

Die Uno erwarte eine sofortige Waffenruhe, sobald die Regierungen in Israel und Libanon die Nahost-Resolution gebilligt hätten, sagte der UN-Vertreter im Libanon, Geir Pedersen. UN-Generalsekretär Kofi Annan beklagte die langwierigen Verhandlungen im Sicherheitsrat. "Ich bin tief enttäuscht, dass der Rat nicht schon viel, viel früher zu diesem Punkt gelangt ist", sagte Annan.

Bundesregierung unterstützt UN-Resolution

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte die Libanon-Resolution. Jetzt komme es darauf an, dass sie schnell und konsequent umgesetzt werde, sagte Merkel laut einem Sprecher in Berlin. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte die Regierungen in Israel und dem Libanon auf, der UN-Resolution "ohne Zeitverzug zuzustimmen".

Der libanesische UN-Vertreter Tarek Milri äußerte starke Zweifel an den Erfolgsaussichten des UN-Friedensplans und kritisierte, dass die Resolution von Israel erneut keine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen verlange. Der iranische Außenminister Manuschehr Mottaki kritisierte die Entschließung als "einseitig" zu Gunsten Israels.

Israel setzt Angriffe fort

Wenige Stunden nach dem Beschluss des UN-Sicherheitsrats weitete Israel seine Bodenoffensive im Libanon aus. Die 10.000 bereits eingesetzten Soldaten wurden nach Angaben von Generalstabschef Dan Halutz auf das Dreifache verstärkt. Panzer rückten östlich der Hafenstadt Tyrus in die Nähe des Litani vor. Bei Luftangriffen wurden laut Polizei fünf Zilivisten getötet. In Sidon wurde ein Elektrizitätswerk bombardiert. Im Norden griffen Kampfjets vier Verbindungsstraßen Richtung Syrien an. Die Hisbollah feuerte laut Polizei rund 20 Raketen auf Nordisrael ab.

Über die Zusammensetzung der geplanten UN-Friedenstruppe könnte nach US-Angaben noch am Samstag bei der Uno beraten werden. Frankreich, das als Führer der Truppe im Gespräch ist, werde seinen Teil bei der Entsendung weiterer Soldaten leisten, sagte Präsident Jacques Chirac. Auch die italienische Regierung bot Truppen an. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, schloss eine Beteiligung der Bundeswehr nicht grundsätzlich aus. (tso/AFP)

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