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Libanon-Krieg: Olmert "wünscht" sich deutsche Soldaten

Israels Premier Olmert hat sich für den Einsatz deutscher Soldaten im Rahmen einer internationalen Friedenstruppe ausgesprochen. Hisbollah-Chef Nasrallah drohte mit einem Angriff auf Tel Aviv.

München - "Ich wünsche mir auch eine Beteiligung deutscher Soldaten", sagte Olmert im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Er habe Bundeskanzlerin Angela Merkel mitgeteilt, dass Israel "absolut kein Problem" habe mit deutschen Soldaten im Südlibanon. "Wenn Deutschland zur Sicherheit des israelischen Volkes beitragen kann, dann wäre das eine lohnende Aufgabe für Ihr Land." Ich wäre sehr glücklich darüber, wenn Deutschland sich beteiligte." Es gebe derzeit keine Nation, die sich Israel gegenüber freundschaftlicher verhält als Deutschland.

Zum Vorschlag von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, Syrien in die Friedensgespräche mit einzubinden, äußerte sich Olmert skeptisch. "Wenn Syrien wirklich eine positive Rolle einnehmen wollte, hätte das Land viele Möglichkeiten", sagte der israelische Regierungschef in dem Interview weiter. Er hege allerdings Zweifel über die Absichten Syriens. Russlands Präsident Wladimir Putin oder auch Ägyptens Staatschef Hosni Mubarak hätten den syrischen Präsidenten Baschar el Assad bereits um die Freilassung der beiden von der Hisbollah entführten Soldaten gebeten. Assad habe das abgelehnt.

Olmert betonte erneut, dass die Freilassung der Soldaten und die Entsendung einer internationalen Truppe Voraussetzungen für ein Ende der israelischen Offensive im Libanon seien. Zur Sicherheit seines Landes werde die Armee "eine Sicherheitszone einrichten mit einer Breite zwischen acht und zehn Kilometern". Schon "in ein paar Tagen" werde die libanesischen Hisbollah-Miliz aus dem Südlibanon verschwunden sein, sagte Olmert voraus. Eine Zerstörung der Hisbollah sei jedoch "unmöglich".

Peretz: Armee bereitet Besetzung des Südlibanon vor

Der israelische Verteidigungsminister Amir Peretz wies die Armee an, sich auf die komplette Einnahme des Südlibanon vorzubereiten. Die "nächste Etappe" der Offensive habe das Ziel, "die Kontrolle über den Südlibanon von der internationalen Grenze bis zum Fluss Litani zu übernehmen", sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums am Abend. Bei Peretz' Anweisung handle es sich aber noch nicht um einen Einsatzbefehl, stellte sie gleichzeitig klar. Zuvor hatte die israelische Luftwaffe erstmals wieder Beirut bombardiert. Die Hisbollah antwortete mit einem Raketenhagel auf israelisches Gebiet; mindestens acht Menschen starben.

Der libanesische Fluss Litani verläuft fünf bis 30 Kilometer nördlich der Grenze zwischen Israel und dem Libanon. Ein Sprecher des israelischen Nordkommandos hatte zuvor angekündigt, Israel wolle eine "Sicherheitszone" im Südlibanon einrichten, um die Hisbollah aus dem Gebiet zu vertreiben. Seit Donnerstag sind bereits 10.000 israelische Soldaten im Südlibanon im Einsatz. Sie treffen dort auf heftigen Widerstand der Hisbollah; dabei kamen drei Soldaten ums Leben.

Israel bombardiert nach mehrtägiger Pause erneut Beirut

Nach mehrtägiger Pause flogen israelische Kampfjets zudem wieder Angriffe auf mutmaßliche Hisbollah-Stellungen im Süden der libanesischen Hauptstadt. Am Abend forderte die Luftwaffe die Bewohner mehrerer schiitischer Vororte Beiruts zum Verlassen ihrer Häuser auf. Dabei nannte sie auch zwei Viertel, die bislang verschont geblieben waren. Der Süden Beiruts gilt als Hochburg der schiitischen Hisbollah-Miliz.

Nasrallah droht mit Angriff auf Tel Aviv

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah drohte mit einem Angriff auf die israelische Metropole Tel Aviv, sollten die Luftangriffe auf Beirut weitergehen. Laut Nasrallah verfügt die Hisbollah über die militärischen Möglichkeiten, Tel Aviv unter Beschuss zu nehmen. Bislang hatten die Raketen der Hisbollah nur die nahe des Libanon gelegenen Gebiete im Norden Israels getroffen. Als Reaktion drohte ein ranghoher israelischer Armeevertreter laut dem israelischen Fernsehen, Israel werde in dem Fall die gesamte Infrastruktur des Nachbarstaats zerstören.

Wie schon in den Tagen davor ließ die Hisbollah am Donnerstag Raketen auf israelisches Grenzgebiet niederregnen. Nach israelischen Polizeiangaben schlugen in weniger als einer Stunde rund hundert Geschosse im Norden Israels ein. Mindestens acht Menschen wurden getötet. Dutzende Einwohner wurden verletzt, der Zustand von vier Kindern galt als "hoffnungslos". Seit Beginn der Offensive wurden laut libanesischen Angaben 900 Menschen getötet und 3000 verletzt.

Israel räumt Fehler bei Angriffen auf Kana ein

Erstmals räumte Israel Fehler bei seinen Angriffen auf die südlibanesische Ortschaft Kana ein. Es sei nicht bekannt gewesen, dass sich in dem angegriffenen Gebäude viele Zivilisten aufhielten, hieß es in dem Ermittlungsbericht der Armee. Bei den Bombardements waren jüngsten Angaben zufolge 28 Zivilisten gestorben, zuvor war von mehr als 50 Toten die Rede gewesen. (tso/AFP)

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