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Die randalierende Menge in Beirut zündet in der Nacht zum Montag Müll in den Straßen an.

© REUTERS

Libanon: Müllkrise eskaliert in offenen Aufruhr

Im Libanon eskaliert der Streit um nicht weggeräumten Müll. In den Straßen von Beirut kam es zu offenen Zusammenstößen mit der Polizei.

Die Proteste gegen die akute Müll-Krise im Libanon sind am Wochenende eskaliert. Mindestens 16 Menschen nach Angaben des Roten Kreuzes am Samstag bei Zusammenstößen in der Hauptstadt Beirut verletzt. Die Sicherheitskräfte sprachen von mindestens 35 verletzten Beamten. Am Sonntag versammelten sich erneut hunderte Menschen vor dem Regierungssitz. Ministerpräsident Tammam Salam verurteilte die Gewalt, er wollte sich mit den Protest-Organisatoren treffen

Tausende Demonstranten zogen am Samstag in Beirut sowie in anderen Städten des Landes durch die Straßen und forderten eine Lösung für das Abfallproblem in dem Land. Wie ein AFP-Reporter berichtete, warfen einige vor dem Regierungspalast im Zentrum der Hauptstadt am Abend Flaschen und Feuerwerkskörper auf Polizisten. Andere versuchten, die Polizei-Absperrungen zu durchbrechen und das Gebäude zu stürmen. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein.

Seitdem die größte Müllkippe des Libanon Mitte Juli geschlossen wurde, gibt es in dem Land ein gravierendes Müllproblem. Einige Gemeinden sammeln zwar den Abfall der Haushalte ein, laden ihn dann aber auf illegalen Müllplätzen ab. Die Bewegung "Ihr stinkt" hatte in den vergangenen Wochen bereits auf mehreren Kundgebungen eine Lösung für das Müllproblem gefordert.

Am Sonntag versammelten sich erneut hunderte Demonstranten vor dem Regierungssitz, wie ein AFP-Journalist berichtete. Einige trugen Masken oder vermummten sich mit Schals. Die Sicherheitskräfte verschanzten sich hinter Stacheldraht und Metallbarrikaden.

Regierungschef geht auf Demonstranten zu

Regierungschef Salam ging am Sonntag auf die Demonstranten zu. "Ich bin bereit, euch zuzuhören und mich mit euch zusammenzusetzen", sagte er bei einer Pressekonferenz. Er kritisierte den gewaltsamen Einsatz der Sicherheitskräfte und versprach, die Verantwortlichen zu bestrafen. Er berief für die kommenden Woche eine Kabinettssitzung ein. Angesichts der schweren politischen Krise im Libanon sei der Ärger über die stinkenden Müllberge lediglich der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe.

Die Anführer des Protests wiesen Salams Gesprächsangebot am Sonntag zurück. Stattdessen forderten sie den Rücktritt der Regierung. Zudem verlangten sie, die für die Angriffe auf die Demonstranten verantwortlichen Polizisten und Soldaten müssten zur Rechenschaft gezogen werden. "Wir werden die Straßen nicht verlassen, solange diese Forderung nicht erfüllt ist", sagte einer der Protest-Organisatoren, Joey Ajub.

Die libanesische Parlament ist tief gespalten zwischen zwei Blöcken - der Bewegung "14. März" um den von den USA und Saudi-Arabien unterstützten Politiker Saad Hariri und der Gruppe "8. März" um die schiitische Miliz Hisbollah, die von Syrien sowie vom Iran unterstützt wird. Das Amt des Staatsoberhaupts ist seit mehr als einem Jahr unbesetzt. Die Wahl eines neuen Präsidenten scheiterte mehrfach.

Die Regierung in Beirut ist auch sichtlich überfordert, was den Umgang mit einer Million Flüchtlingen aus Syrien angeht. (AFP)

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