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Libanon: Stationierung der UN-Schutztruppe verzögert sich

Unifil-Kommandeur Alain Pellegrini hat der libanesischen Regierung vorgeworfen, zu wenig Standorte für die anrückenden Soldaten zur Verfügung zu stellen. Indonesien entsendet sein Kontigent deshalb erst Ende Oktober.

Paris/Beirut - Die Stationierung der UN-Schutztruppe im Libanon (Unifil) verzögert sich. Wie das indonesische Verteidigungsministerium mitteilte, werden die rund tausend Soldaten aus dem größten moslemischen Land der Welt auf Bitte der Vereinten Nationen einen Monat später und damit erst Ende Oktober in den Libanon entsandt. Unifil-Kommandeur Alain Pellegrini warf der libanesischen Regierung vor, zu wenig Standorte für die anrückenden Soldaten zur Verfügung zu stellen.

Die Stationierung der indonesischen Soldaten sei "auf Anfrage der Unifil" verschoben worden, sagte Oberst Ahmad Yani Basuki vom indonesischen Verteidigungsministerium. Einen Grund nannte er nicht. Pellegrini sagte der französischen Zeitung "La Croix", er habe Probleme, die zur Verstärkung anrückenden Soldaten zu stationieren. Beirut halte sich nicht an die Vereinbarung, Standorte auszuweisen. "Ich werde mit Sicherheit die Ankunft bestimmter Kontingente verzögern müssen, weil ich sie nicht unterbringen kann."

Von der libanesischen Regierung gab es zunächst keine Reaktion auf die Vorwürfe. Das Kabinett in Beirut soll am späten Freitagnachmittag erstmals seit den Rücktrittsforderungen der Hisbollah an die Adresse der Regierung zusammenkommen. Die "Partei Gottes" weigert sich, ihre Waffen im Süden des Landes abzugeben. Sie hatte die Regierung, in der sie selbst zwei Minister stellt, des "Verrats" bezichtigt.

Maximal 15.000 Mann

Mit der Ankunft von knapp 600 spanischen Soldaten in der libanesischen Hafenstadt Tyrus hat die Unifil inzwischen rund 4.400 Mann im Libanon. Das sind rund doppelt so viele wie vor den Kämpfen zwischen Israel und der Hisbollah im Süden des Landes. Als maximale Stärke sind 15.000 Mann vorgesehen.

Pellegrini sagte, das neue Mandat der Truppe gebe der Unifil mehr Druckmittel in die Hand. Bisher hätten die UN-Soldaten nur zur Selbstverteidigung Gewalt einsetzen können. "Jetzt können wir Gewalt anwenden, um unsere Mission zu erfüllen", sagte der General. Wenn Einheiten am Vordringen in ein Gebiet gehindert würden, könnten sie den Zugang erzwingen. Die Truppe könne auch Waffentransporte abfangen und Schmuggler festnehmen. Es bleibe aber dabei, dass die Entwaffnung von Hisbollah-Kämpfern nicht unter das Unifil-Mandat falle. Zudem könne Gewalt immer nur "letztes Mittel" sein.

In einer Untersuchung zum tödlichen Angriff auf einen Unifil-Posten im Libanon am 25. Juli kam die israelische Armee laut einem Medienbericht zum Schluss, dass es sich um einen "tragischen Unfall" gehandelt habe. Wie der kanadische Fernsehsender CBC unter Berufung auf einen israelischen Verantwortlichen berichtete, nutzte die Artillerie eine handgefertigte Karte, auf welcher der UN-Posten in Chiam als Stützpunkt der Hisbollah eingezeichnet war. Bei dem Angriff waren vier Unifil-Soldaten getötet worden. Laut der UN-Truppe war der Beschuss trotz mehrfacher telefonischer Warnungen an das israelische Militär fortgesetzt worden. UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte den Angriff daraufhin in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert. (tso/AFP)

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