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Libanon: Waffenruhe ab Montag

Im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah sollen ab Montagmorgen die Waffen schweigen. Israel setzte in der Nacht seine Offensive im Südlibanon aber noch ungebremst fort.

New York - Wie UN-Generalsekretär Kofi Annan in New York mitteilte, stimmten die israelische und die libanesische Regierung einer "Einstellung der Feindseligkeiten" ab Montag um 07.00 Uhr (MESZ) zu. Damit kommen die beiden Länder eine Kernforderung der UN-Resolution 1701 nach, in der eine Waffenruhe als Voraussetzung für die Stationierung einer verstärkten UN-Truppe im Südlibanon verlangt wird.

Annan gab den diplomatischen Durchbruch nach Beratungen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert und Libanons Regierungschef Fuad Siniora bekannt. Beide hätten ihm zugesichert, dass die Feindseligkeiten eingestellt würden. Darüber sei er "sehr glücklich", sagte der Generalsekretär. Zugleich bat Annan die Konfliktparteien, ihre Kämpfe schon vor dem vereinbarten Termin einzustellen, um Zivilisten zu schonen: "In Respekt vor dem Geist und dem Ziel der Resolution des Sicherheitsrats sollten die Kämpfe nun aufhören."

Ungeachtet des Appells gingen die Kämpfe im Südlibanon in der Nacht weiter. Die israelische Luftwaffe flog Angriffe auf Ziele im Süden, Oste und Norden des Landes. Soldaten stießen nach Armeeangaben in Richtung des Flusses Litani vor, der die Grenze der von Israel gewünschten Sicherheitszone bilden soll. Israels Vorgehen wurde als Versuch gewertet, vor der Waffenruhe im Südlibanon vollendete Tatsachen zu schaffen und die Hisbollah möglichst weit zurückzudrängen. "Unsere Ziele werden hoffentlich bis Montag erreicht sein", sagte der befehlhabende General Udi Adam am Samstagabend. "Wir werden einen Teil des geplanten Gebietes übernehmen, vielleicht sogar das gesamte."

Im Verlauf der am Freitag gestarteten Großoffensive mit 30.000 Mann rückte die israelische Armee nach eigenen Angaben in Zangenformation entlang der Küstenstraße sowie nordwestwärts vom Landesinneren in Richtung Litani vor. Einige strategisch wichtige Anhöhen über dem Fluss seien eingenommen worden. Bei dem Einsatz sei ein Helikopter abgeschossen worden, sagte ein Armeesprecher. Nach Hisbollah-Angaben starben dabei fünf Soldaten; dies wurde von Israel nicht bestätigt.

Kämpfe forderten bislang mehr als 1000 Tote

Die israelische Armee bezifferte die Zahl der am Samstag im Südlibanon gefallenen Soldaten auf 24. Damit stieg die Zahl der getöteten Soldaten seit Beginn der Offensive auf 110. Die Zahl der getöteten Libanesen wurde auf über 1100 geschätzt.

Möglich wurde die diplomatische Entschärfung der Krise durch die einstimmig verabschiedete Resolution 1701 des UN-Sicherheitsrats. Darin wird die Hisbollah aufgefordert, den Beschuss israelischen Gebiets einzustellen. Auf der anderen Seite solle Israel seine "offensiven Militäroperationen" beenden und sich aus dem Südlibanon zurückziehen. Nach der von Frankreich und den USA ausgearbeiteten Resolution soll die UN-Mission im Libanon (Unifil) verstärkt werden und zusammen mit der libanesischen Armee die bislang von der Hisbollah dominierte Grenzregion unter Kontrolle bringen.

Das libanesische Kabinett, dem auch zwei Hisbollah-Minister angehören, hatte die Resolution am Samstag einstimmig gebilligt. Das israelische Kabinett wollte am Sonntag darüber befinden. Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah erklärte, die Hisbollah werde der Zustimmung der libanesischen Regierung zu der Resolution nicht im Wege stehen, auch wenn der Text "ungerecht" sei. Solange sich israelische Truppen im Südlibanon befänden, sei aber "der Krieg noch nicht beendet. (tso/AFP)

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