zum Hauptinhalt
In einem Kühlhaus in Misrata wurden tagelang die Leichen von Gaddafi und mehrerer seiner Anhänger zur Schau gestellt.

© Reuters

Update

Libyen: Al-Dschasira: Gaddafi in der Wüste beerdigt

In Libyen häufen sich die Meldungen über gezielte Tötungen durch Rebellen. Die Rede ist von schweren Kriegsverbrechen. Muammar al Gaddafi wurde mittlerweile begraben.

Der frühere libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi ist am Dienstagmorgen bei Sonnenaufgang in der Wüste begraben worden. Das berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira. Die Leiche des Diktators war zuvor mehrere Tage lang von den Revolutionstruppen in der Stadt Misrata gezeigt worden. Er sei nun an einem geheim gehaltenen Ort vergraben worden. Das meldete der Sender unter Berufung auf den libyschen Übergangsrat.

Während Libyen den endgültigen Sturz des Regimes von Muammar al Gaddafi feiert, gibt es immer neue Meldungen über mögliche Hinrichtungen von gefangen genommenen Anhängern des früheren Machthabers. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass auch Gaddafi und sein Sohn Mutassim nach ihrer Festnahme in Sirte von Rebellen hingerichtet wurden. Die Häufung dieser Exekutionen könnte die Aussöhnung der Bevölkerung in dem zerrissenen Land und damit den Friedensprozess erschweren. Vor allem aber setzen sie den Übergangsrat international unter Druck.

In Sirte sollen Milizionäre des Übergangsrats 53 Anhänger Gaddafis nach deren Festnahme getötet haben. Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fanden Leichen, bei denen die Arme mit Plastikbändern hinter dem Rücken zusammengebunden waren. Die Organisation forderte deshalb am Montag den regierenden Übergangsrat auf, „eine unverzügliche und transparente Untersuchung der offensichtlichen Massenhinrichtung einzuleiten und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen“.

Mitarbeiter von Human Rights Watch waren am Sonntag in Sirte auf die 53 Leichen gestoßen. Die Blutspuren, die Einschüsse im Grasboden und die Verteilung der Geschosshülsen würden darauf hindeuten, dass die meisten Opfer gemeinsam an jener Stelle getötet wurden. Sollte sich die Massenerschießung eindeutig den Anti-Gaddafi-Milizen zuschreiben lassen, dann wäre dies das schwerste Kriegsverbrechen, das die Rebellen in ihrem acht Monate langen Kampf gegen das Regime begangen haben.

Gaddafi selbst und sein Sohn Mutassim, der mit ihm in Sirte ausgeharrt hatte, scheinen ebenfalls hingerichtet worden zu sein. Gaddafi wurde per Handykamera noch lebend gefilmt, nachdem er in die Hände der Rebellen gefallen war. Und die Autopsie der Leiche hat am Wochenende ergeben, dass Gaddafi an einem Kopfschuss gestorben war. Von seinem Sohn Mutassim hieß es zunächst, er sei tot in Sirte aufgefunden worden. Mittlerweile gibt es aber auch Bilder, die ihn verletzt in Gefangenschaft zeigen, wie er eine Zigarette raucht. Einer der Anführer der Katiba Goran, der Miliz, die Gaddafi gefangen nahm, erklärte laut der britischen Zeitung „Guardian“, einer der Kämpfer habe aus „Wut“ geschossen, bevor ihn jemand stoppen konnte.

Der Übergangsrat hat unterdessen seine ursprüngliche Version, Gaddafi sei beim Gefecht erschossen worden, zurückgenommen und eine Untersuchungskommission eingesetzt, welche die Umstände des Todes klären soll. Im Kühlhaus in Misrata, wo sein Leichnam bis Montag zu besichtigen war, wurde der Kopf auf die Seite gedreht, so dass die Einschussstelle nicht zu sehen war. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false