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Solidaritätsbesuch. US-Senator McCain in der Rebellenhochburg Bengasi. Foto: AFP

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Libyen: Hoffnung für die Rebellen

Die Europäer schicken Militärberater, die USA Drohnen. Am Mittwoch wurden in Misrata zwei westliche Fotografen getötet.

Nach zwei Wochen militärischer Rückschläge schöpfen die Aufständischen gegen Diktator Muammar Gaddafi neue Hoffnung. Am Donnerstag gelang es den Kämpfern, in Dhuheiba den ersten Grenzübergang im Westen des Landes zu erobern. Das könnte ihnen erlauben, mit Nachschub aus Tunesien in der Region eine neue Front zu eröffnen, wo mittlerweile Kämpfe in mehreren kleinen Städten ausbrachen. Gleichzeitig traf mit dem US-Senator und Vietnamveteran John McCain der bisher hochrangigste US-Repräsentant in Bengasi ein, um sich vor Ort ein Bild zu machen und mit der Führung der Rebellen zu sprechen.

US-Präsident Barack Obama genehmigte den Einsatz von bewaffneten Predator-Drohnen über libyschem Territorium, die die von den USA aus der Nato- Streitmacht abgezogenen Bodenkampfflugzeuge AC-130 und A-10 ersetzen sollen. Die Schwierigkeiten der Nato, Gaddafis Stellungen im Stadtgebiet von Misrata auszuschalten, hängen offenbar auch damit zusammen, dass es den beteiligten sechs Staaten an dafür geeigneten Kampfflugzeugen fehlt. „Wir begrüßen diesen Schritt der amerikanischen Regierung. Er wird ohne Zweifel helfen, die Zivilisten besser zu schützen“, erklärte der Vizepräsident des Provisorischen Nationalrates, Abdel Hafez Ghoga, gegenüber dem Fernsehsender Al Dschasira.

Zuvor hatten Frankreich und Großbritannien angekündigt, zwei Dutzend Militärberater nach Bengasi zu schicken, die den Rebellenkämpfern helfen sollen, sich besser zu organisieren. Italien erwägt darüber hinaus, Ausbilder für Waffentrainings zu entsenden. Großbritanniens Regierungschef David Cameron unterstrich jedoch erneut, man werde keine Bodentruppen einsetzen: „Das wollen wir nicht, das wollen die Libyer nicht, das will die Welt nicht“, sagte er der BBC. US-Außenministerin Hillary Clinton mahnte zur Geduld. Der Nato-Einsatz 1999 im Kosovo habe 78 Tage gedauert, bis der damalige serbische Machthaber Slobodan Milosevic eingeknickt sei, sagte sie.

Nach Einschätzung von US-Oberbefehlshaber Mike Mullen haben die alliierten Luftangriffe bisher 30 bis 40 Prozent von Gaddafis Armee ausgeschaltet – und das werde so weitergehen. Trotzdem zeigte er sich überzeugt, dass die Lage in einem militärischen Patt enden werde.

In Misrata, der drittgrößten Stadt Libyens, konnten die Rebellen derweil trotz intensivem Mörserbeschuss einen Erfolg verbuchen. Es gelang ihnen, Gaddafis Scharfschützen von einem strategisch wichtigen Bürohochhaus zu vertreiben, von sie wochenlang zentrale Teile der Stadt unter Feuer genommen hatten.

Am Mittwoch waren nahe der Hauptkampflinie in Misrata, dem Tripolis-Boulevard, zwei westliche Fotografen durch eine Granate getötet und zwei weitere verletzt worden. Die Leichen von Chris Hondros, einem Amerikaner, der für Getty Images arbeitete, und von Tim Hetherington, einem britischen Dokumentarfilmer, wurden mit dem Schiff nach Bengasi gebracht, wo Kollegen, Diplomaten und Vertreter der Rebellen in einer bewegenden Feier von ihnen Abschied nahmen. „Sie sind Helden“, sagte der Vizepräsident des Provisorischen Nationalrates, Abdel Hafez Ghoga, in seiner Traueransprache. „Sie sind gekommen, um der Welt von diesem Konflikt zu berichten.“ Der 41-jährige Hondros war in den vergangenen Jahren im Kosovo, Liberia, Sierra Leone, Afghanistan und Irak unterwegs gewesen. Der 40-jährige Hetherington wurde durch seinen Dokumentarfilm „Restrepo“ über den Alltag einer US-Kampfeinheit in einem afghanischen Dorf bekannt.

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