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Der Militäreinsatz in Libyen läuft.

© Reuters

Update

Libyen: Kampfjets greifen weiter Gaddafi-Truppen an

US-Kampflugzeuge und französische Jets greifen weiter libysche Truppen an. Berichten zufolge fliegen auch Tarnkappenbomber Attacken auf Bodentruppen von Muammar al-Gaddafi. Die Zahl der Opfer steigt.

Einen Monat nach dem Beginn des Volksaufstandes gegen Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi hat eine internationale Koalition militärisch in den Konflikt eingegriffen. Auf Grundlage einer UN-Resolution bombardierten die Streitkräfte Frankreichs, Großbritanniens und der USA am Wochenende dutzende Ziele in Libyen. US-Oberbefehlshaber Mike Mullen sprach von einem „Erfolg“ der ersten Phase, Gaddafi drohte mit einem „langen Krieg“.

Der Einsatz der internationalen Koalition, der am Donnerstag vom UN-Sicherheitsrat genehmigt worden war, begann am Samstagnachmittag mit Angriffen französischer Kampfjets. Am Abend feuerten dann US-Kampfschiffe und ein britisches U-Boot im Mittelmeer 124 Tomahawk-Marschflugkörper auf Luftabwehrstellungen entlang der libyschen Küste. Auch britische Tornado-Jagdbomber beteiligten sich an den Angriffen.

Am Sonntagmorgen setzten die französischen und US-Streitkräfte den Einsatz fort. Insgesamt 19 US-Kampfflugzeuge, darunter auch drei Tarnkappenbomber, bombardierten Ziele in dem nordafrikanischen Land, wie das Afrika-Kommando der US-Streitkräfte (AFRICOM), das die Militärintervention koordiniert, in Stuttgart mitteilte. Auch die französische Luftwaffe war im Einsatz.

Wie Korrespondenten berichteten, wurden bei einem Luftangriff etwa 35 Kilometer westlich von Bengasi dutzende Fahrzeuge der regierungstreuen Truppen, darunter auch zahlreiche Panzer, zerstört. Der US-Fernsehsender CBS hatte zuvor berichtet, drei US-Tarnkappenbomber hätten einen wichtigen Militärflugplatz bombardiert und insgesamt 40 Bomben auf die Anlage abgeworfen, um einen Großteil der libyschen Luftwaffe zu zerstören.

Mit dem Militäreinsatz „Odyssey Dawn“ (etwa: Odyssee Morgendämmerung) will die internationale Koalition unter Führung Frankreichs, Großbritanniens und der USA die Gewalt der Truppen Gaddafis gegen die Aufständischen und die Zivilbevölkerung stoppen.

US-Oberbefehlshaber Mike Mullen sprach im US-Fernsehsender ABC von einem „Erfolg“ der ersten Phase des Einsatzes zur Durchsetzung einer Flugverbotszone. Die Offensive der Truppen Gaddafis sei vor Bengasi gestoppt worden. Auch die Nummer zwei der britischen Luftwaffe, Phil Osborn, zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Einsatzes.

Nach Angaben aus libyschen Regierungskreisen starben bei den Angriffen mindestens 48 Menschen, 150 weitere wurden verletzt. Parlamentspräsident Mohammed Swei verurteilte die Angriffe als „barbarische Aggression“. Sie seien erfolgt, obwohl die libysche Regierung einen Waffenstillstand angekündigt habe. Laut Staatsfernsehen wurden in Tripolis sowie in den Städten Misrata, Suara, Sirte und Bengasi zivile Ziele bombardiert.

Gaddafi drohte mit Vergeltungsangriffen und einem „Schlachtfeld im Mittelmeer“. In einer Audiobotschaft sprach er von einem „langen, ausgedehnten Krieg ohne Grenzen“. Der Revolutionsführer sagte, „das gesamte Volk steht unter Waffen“ und warnte, die Libyer würden nicht nachgeben, „denn wir verteidigen unsere Erde und unsere Würde “. Die Regierungen in Paris, London und Washington würden fallen „wie Hitler und Mussolini“, sagte Gaddafi.

Bei den heftigen Kämpfen in Bengasi am Freitag und Samstag wurden nach Angaben von Ärzten und AFP-Reportern mehr als 90 Menschen getötet. Am Freitagabend hatten Truppen Gaddafis Stellungen der Rebellen am Westrand von Bengasi mit schweren Waffen angegriffen. Augenzeugen berichteten, die Einheiten Gaddafis hätten wahllos auf Wohnviertel geschossen. Tausende Einwohner flohen vor den Kämpfen, einige kehrten inzwischen wieder zurück.

An dem internationalen Militäreinsatz auf Grundlage der UN-Resolution 1973 sind mehrere Staaten beteiligt, darunter auch Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Unklar blieb zunächst, welche Rolle die NATO spielen würde. Deutschland hatte sich bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat enthalten und lehnt einen Einsatz von Bundeswehrsoldaten in dem Konflikt ab. (AFP)

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