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Libyen: Neue Angriffe auf Tripolis

Die Angriffe der internationalen Allianz auf Libyen gehen weiter, doch Machthaber Gaddafi spricht immer noch von Sieg. Nach Tagen der Unstimmigkeit greift auch die Nato ein. Die Bundesregierung will sie entlasten.

Mit neuen Luftschlägen auf Militärstützpunkte in Tripolis versucht die internationale Allianz Machthaber Muammar al-Gaddafi weiter zu zermürben. Obwohl das Regime einen Waffenstillstand angekündigt hatte, kamen bei neuen Angriffen von Gaddafis Truppen auf die Stadt Misurata in der Nacht zum Mittwoch nach Medienberichten 14 Menschen ums Leben.

Um die Nato beim Libyen-Einsatz zu entlasten, beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch, den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr auszuweiten. Bis zu 300 Soldaten sollen für Awacs-Aufklärungsflüge am Hindukusch zur Verfügung gestellt werden. Dagegen werden die Bundeswehrsoldaten abgezogen, die bisher in Awacs-Maschinen der Nato den Luftraum über dem Mittelmeer überwachten.

Nach langem Zögern hatte die Nato am Dienstag mit einem Marine-Einsatz begonnen, um das vom UN-Sicherheitsrat beschlossene Waffenembargo gegen Libyen zu kontrollieren. Weil sich die Bundesregierung nicht aktiv an einem Militäreinsatz gegen Libyen beteiligen will, wurden alle deutschen Kräfte aus den Bündnisoperationen im Mittelmeer abgezogen.

Bei den Angriffen der Militärallianz auf die Hauptstadt Tripolis wurden nach Angaben libyscher Augenzeugen neben einer Luftabwehrstellung und einem Militärgelände auch das Haus einer Familie getroffen. Mehrere Familienmitglieder seien dabei ums Leben gekommen, sagte einer der Anwohner.

Trotz der ständigen Angriffe der internationalen Streitmacht gibt sich Gaddafi siegessicher. In einer vom staatlichen Fernsehen übertragenen Rede versprach er am Dienstagabend, die Angreifer zurückzuschlagen.

Nach Informationen der US-Regierung lässt der exzentrische Staatschef jedoch schon Optionen für einen möglichen Gang ins Exil ausloten. „Wir haben von Leuten aus seinem Umfeld gehört, die mit Menschen, die sie überall auf der Welt kennen, Kontakt aufnehmen“, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton dem US-Sender ABC. Zwar habe sie keine Informationen, dass Gaddafi selbst entsprechende Kontakte aufgenommen habe, „aber ich weiß, dass Leute angeblich in seinem Namen die Fühler ausstrecken“, sagte die Außenministerin.

Der exzentrische Staatschef zeigte sich am Dienstagabend zuversichtlich, die Angriffe der internationalen Truppe abwehren zu können. „Wir werden nicht aufgeben. Wir lassen uns nicht terrorisieren. Wir werden sie auf jeden Fall besiegen, auf kurz oder lang“, sagte Gaddafi bei einer Rede in seiner am vergangenen Sonntag bei einem Luftangriff schwerbeschädigten Kommandozentrale in Tripolis.

Er forderte die islamischen Staaten auf, sich dem Kampf anzuschließen. „Alle muslimischen Armeen müssen sich an der Schlacht gegen die Kreuzfahrer beteiligen“. (dpa)

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