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Politik: Ließ Stoiber Kritikerin bespitzeln? Bürochef erkundigte sich über CSU-Landrätin

München - Während Bayerns Ministerpräsident am Tegernsee mit dem Kabinett die Zukunft Bayerns erörtert, meldet sich wie ein ganz unweihnachtlicher Geist die fränkische CSU-Landrätin und Landtagsabgeordnete Gabriele Pauli. Die bekannte Kritikerin Stoibers will von der Staatskanzlei bespitzelt worden sein.

München - Während Bayerns Ministerpräsident am Tegernsee mit dem Kabinett die Zukunft Bayerns erörtert, meldet sich wie ein ganz unweihnachtlicher Geist die fränkische CSU-Landrätin und Landtagsabgeordnete Gabriele Pauli. Die bekannte Kritikerin Stoibers will von der Staatskanzlei bespitzelt worden sein.

Die Fürther Landrätin hatte öffentlichkeitswirksam angezweifelt, dass Edmund Stoiber auch über das Jahr 2008 hinaus Ministerpräsident bleiben solle. Die Kleinkampagne verlief zwar im fränkischen Sande. Dennoch scheint ein Verdacht des Ketzertums an der 49- Jährigen hängen geblieben zu sein, der den notorisch sich von Ränkeschmieden umstellt fühlenden Stoiber angeblich nicht ruhen ließ.

Pauli stellt die jüngsten Entwicklungen in ihrem „Fall“ so dar, dass ein ungenannt bleibender fränkischer CSU-Kollege sie davon unterrichtet habe, seitens der Staatskanzlei über sie ausgefragt worden zu sein. Und zwar dergestalt, ob die dem Leben nicht abgeneigt scheinende Pauli nicht womöglich „etwas mit Männern“ habe, oder vielleicht sogar ein „Alkoholproblem“? Mitte der Woche ging Pauli jedenfalls in die Fraktion, um Stoiber zur Rede zu stellen, was der sich jedoch mit den Worten „Sie sind nicht wichtig genug“, wahlweise auch „So wichtig sind Sie nicht“ (da divergieren die Auskünfte), verbat. Am Tegernsee beschied Stoiber Nachfragen mit der Antwort, er habe jetzt an die Zukunft Bayerns zu denken – und an nichts anderes. Schließlich oblag es Innenminister Günther Beckstein zu sagen, er werde mit der Kollegin Pauli jetzt einmal reden. Unter Franken.

Mittlerweile hat Stoibers langjähriger Büroleiter Michael Höhenberger allerdings eingeräumt, sich bei einem Parteifreund in Franken über die Stoiber-Kritikerin informiert zu haben. Gegenstand des Gesprächs seien Paulis Vorwürfe gegen Stoiber und der einzige Zweck des Telefonats die Suche nach Erklärungen für Paulis Verhalten gewesen. „Von einem Ausspähen oder Bespitzeln kann daher keine Rede sein.“

Nun hat die Intrige ihren festen Platz in der Parteihistorie. Zumindest das Stoiber’sche Umfeld hat seinerzeit eine zum Volltreffer führende Dreckschleuderei angefangen, als Theo Waigel gerne Ministerpräsident geworden wäre. Waigel hatte eine kranke Ehefrau und eine Freundin, Irene Epple, die er später auch geheiratet hat. Hinterrücks warf man ihm unsolide Verhältnisse vor. Wer dann Regierungschef wurde, ist bekannt. Auch die Dossiers, mit denen Strauß-Tochter Monika Hohlmeier Parteifreunden gedroht haben soll, sind in schlechter Erinnerung. So ist es nicht verwunderlich, wenn viele es nicht für ausgeschlossen halten, dass die Staatskanzlei Erkundigungen über Paulis Privatleben eingeholt hat, um womöglich Druck ausüben zu können. Ist dem nicht so, was schnell geklärt werden könnte, wäre Pauli politisch verbrannt. War dem aber so, lodert bei Stoiber auch nach Weihnachten der Baum.

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