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Lafontaine

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Linke: Gysi: Lafontaine ist nicht ersetzbar

UPDATE Oskar Lafontaine wird nicht erneut für den Vorstand der Linkspartei kandidieren. Auch von seinem Bundestagsmandat tritt der 66-jährige zurück, wie Lafontaine am Samstag bekannt gab.

Linke-Chef Oskar Lafontaine wird trotz seines Rückzugs aus der Bundespolitik nach Ansicht des Thüringer Linke-Politikers Bodo Ramelow weiterhin das Profil der Partei mitbestimmen. „Er wird nicht stillhalten, sondern er teilt sich seine Kräfte ein“, sagte Linke-Fraktionschefs Ramelow am Samstag.

Ramelow dankte Lafontaine für seine Arbeit als Parteichef. Er freue sich, künftig einen „kraftvollen Kollegen“ in der Konferenz der Fraktionsvorsitzenden zu haben.

Linken-Parteichef Oskar Lafontaine hatte zuvor seinen Rückzug aus der Bundespolitik vor allem mit seiner Krebserkrankung begründet. „Der Krebs war ein Warnschuss“, sagte der 66-Jährige am Samstag in Berlin nach einer Vorstandssitzung. Die Aufgabe des Parteivorsitzes und seines Bundestagsmandats habe nichts mit den Personalquerelen in der Partei zu tun. Er habe im vergangenen Jahr eine Reihe von gesundheitlichen Attacken überstehen müssen. Er habe schon 1990 nach dem Messerattentat eine existenzielle Krise zu überwinden gehabt, der Krebs sei nun ausschlaggebend dafür gewesen, kürzerzutreten.

Gysi: Lafontaine herausragende Figur
 
Er kündigte aber an, sich - sowie es die Gesundheit zulässt - in den nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf einzuschalten. Zudem wies Lafontaine den Eindruck zurück, der West-Teil der Linkspartei sei koalitionsunwillig, während im Osten Regierungsbeteiligungen angestrebt würden.

Im Saarland etwa sei eine rot-rot-grüne Koalition an den Grünen gescheitert, die sich für ein Jamaika-Bündnis mit CDU und FDP entschieden. Die Linke hatte dort im August bei der Landtagswahl mit Lafontaine als Spitzenkandidat 21,3 Prozent geholt. Lafontaine bleibt dort. Fraktionschef Gregor Gysi sagte: „Der Parteivorstand muss die Entscheidung Oskar Lafontaines akzeptieren, auch wenn es außerordentlich weh tut.“ Ohne Lafontaine würde es die Linke in dieser Form nicht geben.

Lafontaine „war, ist und bleibt eine herausragende Figur“ in der deutschen wie europäischen Politik, betonte Gysi. Er habe sich herausragende politische Verdienste erworben. „Er ist nicht ersetzbar“, sagte Gysi - im Gegensatz zum scheidenden Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch, der erklärte hatte, auch in der Linken sei niemand unersetzlich.

Als mögliche Nachfolger an der Parteispitze werden der WASG- Mitbegründer Klaus Ernst und die aus Ost-Berlin stammende stellvertretende Fraktionsvorsitzenden Gesine Lötzsch gehandelt. Gysi sagte dazu: „Von uns beiden werden sie dazu keinen Namen hören.“ Sachsens Linke-Fraktionschef André Hahn forderte eine „offene, vor allem aber würdevolle Diskussion“ um die neue Parteispitze. Der Vorsitzende der Linksfraktion im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow, sagte, Lafontaine sei ein Vollblutprofi und nicht so einfach zu ersetzen. Die Bundespartei müsse jetzt ihre Hausaufgaben machen und ein Personaltableau für den Parteitag im Mai in Rostock erstellen sowie die Programmdebatte vorbereiten. „Wir sind dabei in Tritt zu kommen.“

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) forderte die Linke auf, nun eine Grundsatzentscheidung zu treffen „zwischen dem ideologischen linken Flügel und den Pragmatikern“. Persönlich wünschte er Lafontaine gute Genesung. Linken-Vizechef Ernst konterte: „Wowereit sollte erst mal in seinem eigenen Laden Ordnung schaffen, bevor er anderen Ratschläge gibt.“ dpa

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