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© dpa

Lissabon-Vertrag: Sarkozy: Iren müssen ein zweites Mal abstimmen

Das Nein der Iren zum EU-Reformvertrag will er nicht auf sich sitzen lassen: Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy hat als amtierender EU-Ratspräsident erstmals offen ein zweites Referendum gefordert.

"Die Iren werden erneut abstimmen müssen", zitierte die Tageszeitung "Le Figaro" Sarkozy während eines Treffens mit Abgeordneten seiner Regierungspartei UMP am Dienstag im Élysée. Nach einem Bericht der Tageszeitung "Le Monde" will Sarkozy bei einem Besuch in Dublin an nächsten Montag wichtige Zugeständnisse vorschlagen, um die Iren in einer zweiten Volksabstimmung zu einem Ja zu bewegen. So soll weiterhin jedes Land einen EU-Kommissar stellen. Die Iren hatten in einer Volksabstimmung am 12. Juni den neuen EU- Vertrag abgelehnt, der unter anderem Entscheidungen in der EU beschleunigen und dem Europaparlament mehr Rechte einräumen sollte.

Garantien für Irland

Bei seinem Besuch am 21. Juli werde Sarkozy versuchen, den irischen Premierminister Brian Cowen davon zu überzeugen, ein neues Referendum abzuhalten, berichtete die "Monde". Dafür werde Sarkozy "eine gewisse Anzahl an Garantien" vorschlagen. Unter anderem soll die Zusammensetzung des Kollegiums der EU-Kommissare weiterhin der Zahl der EU-Mitgliedstaaten entsprechen. Der Lissabon-Vertrag hatte vorgesehen, die Zahl der Kommissare auf ein Drittel der Zahl der EU- Staaten zu beschränken, um die Struktur der Brüsseler Behörde zu verschlanken. Dass Irland keinen EU-Kommissar mehr stellen könnte, war eines der Hauptargumente der irischen Nein-Kampagne gewesen. Die EU-Staaten hätten indes reihum ausgesetzt.

Als weitere Zugeständnisse will Sarkozy "Le Monde" zufolge vorschlagen, den Europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs erklären zu lassen, dass sich die EU nicht in nationales Abtreibungsrecht einmischen und Irland seine Neutralität zugesichert werde sowie Entscheidungen zum Steuerrecht weiterhin einstimmig gefasst würden. Diese Vorschläge könnten auf dem Oktober-Gipfel beraten und im Dezember in Schlussfolgerungen gefasst werden, schrieb die Zeitung. Spätester Zeitpunkt für einen zweiten Urnengang sei der Tag der Wahlen zum Europaparlament im Juni 2009.

Frankreich leitet seit 1. Juli turnusgemäß für sechs Monate die Amtsgeschäfte der Gemeinschaft. Die Lösung der Reformkrise werde er zur "Priorität" seines Ratsvorsitzes machen, sagte Sarkozy dem "Figaro" zufolge. "Ich werde jede EU-Erweiterung mit einem Veto belegen, solange die (europäischen) Institutionen nicht reformiert sind." Bislang hatte der französische Staatschef die Parole ausgegeben, die Iren dürften "nicht brüskiert" werden und bräuchten Zeit. (mfa/dpa)

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