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Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis in Brüssel

© AFP/Emmanuel Dunand

Update

Liveticker zur Schuldenkrise Griechenland: Griechenland und Eurozone einigen sich im Schuldenstreit

Griechenland und die 18 anderen Euroländer haben in Brüssel den Durchbruch geschafft. Das Hilfsprogramm für das überschuldete Griechenland wird um vier Monate verlängert. Athen sagt zu, ohne Absprache keine Reform zurückzunehmen. Die Ereignisse zum Nachlesen im Liveticker.

Die Euro-Finanzminister haben sich mit Griechenland geeinigt und weitere Hilfsmaßnahmen für das überschuldete Griechenland vereinbart. Hier können Sie das Geschehen noch einmal im Liveticker nachlesen.

22:30 Uhr, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte zur Griechenland-Vereinbarung: „Wir sind jetzt gerade dabei, das Vertrauen aufzubauen.“ Deshalb gebe es strenge Bedingungen. „Wir haben versucht, die Vereinbarungen so zu machen, dass Griechenland damit zurande kommen kann, wir unserer Verantwortung aber auch gerecht werden“, sagte Schäuble.

Schäuble lobte die Einigung als guten Kompromiss. Nach drei schwierigen Sitzungen sei in einer schwierigen Frage ein wichtiger Schritt erreicht worden. Es gebe jetzt Klarheit, die schon seit Mittwoch vergangener Woche
erhofft worden sei. „Entscheidend ist, dass die Verpflichtungen Griechenlands sich ausdrücklich auf das Programm beziehen“, sagte Schäuble weiter.

“Ich kann die heutige Entscheidung gut verantworten“, sagte Schäuble. Die griechische Regierung werde es schwer genug haben, die Einigung ihren Wählern zu erklären.

22.00 Uhr, Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis sagte, er glaube, dass die Einigung das Interesse des durchschnittlichen Europäers über alles andere stelle. „Wir haben gezeigt, dass die Eurogruppe einem Land wie Griechenland helfen kann, einen Grad an Freiheit zu bekommen, der essenziell für Demokratie ist.“ Griechenland werde Reformen umsetzen, die es gemeinsam mit seinen Partnern diskutiere. „Von heute an, sind wir die Co-Autoren unseres Schicksals“, sagte Varoufakis.

Die Euro-Partner hätten anerkannt, dass 2015 ein sehr schwieriges Jahr sei. Griechenland habe zugesichert, keine Gesetzgebung zu ändern, die die wirtschaftliche Genesung oder die finanzielle Stabilität des Landes in Gefahr bringe. „Manchmal muss man sich an einen Mast binden, um den Sirenen zu widerstehen“, sagte Varoufakis mit Bezug auf die für ihren betörenden Gesang bekannten Fabelwesen der griechischen Mythologie . „Wir sind bereit, das zu tun.“

21.35 Uhr, Eurogruppen-Chef Dijsselbloem sagte zu einem möglichen weiteren europäischen Hilfsprogramm für Griechenland zu einem späteren Zeitpunkt: „Es hat keine Anfrage gegeben, es hat keine Diskussion gegeben.“ Die Diskussion darüber, ob ein solches Programm nötig und möglich sei, müsse aber bald beginnen. „Wir werden damit sehr bald anfangen“, sagte er. IWF-Chefin Christine Lagarde erinnerte daran, dass die Hilfen des Währungsfonds für Griechenland noch bis zum März 2016 weiterlaufen.

21.06 Uhr, Die Regierung in Athen habe sich verpflichtet, Reformen nicht ohne Absprache zurückzunehmen und keine Maßnahmen zu ergreifen, die die finanzielle Stabilität des Landes gefährden, sagte Eurogruppen-Chef Dijsselbloem.

21.05 Uhr, Das Hilfsprogramm für Griechenland solle um vier Monate verlängert werden, bestätigten EU-Diplomaten. Die Regierung in Athen habe sich verpflichtet, die Reformen fortzusetzen. Sie bekräftige, das Hilfsprogramm bis zum 30. Juni inklusive der Spar- und Reformauflagen erfolgreich abschließen zu wollen. Die Festlegung auf die zukünftigen Reformschritte solle am Montag erfolgen.

20.40 Uhr, Griechenland und seine europäischen Partner haben eine Einigung im Schuldenstreit erreicht. Das sagten Vertreter der Euro-Zone am Freitagabend bei einem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel laut der Nachrichtenagentur Reuters. AFP bestätigt die Meldung.

19.37 Uhr: Weiterhin Optimismus. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hat laut mehreren Quellen einen Text vorgelegt, der nun noch mit allen Beteiligten endgültig abgestimmt werden muss. "Es scheint, dass sich eine Einigung abzeichnet", hieß es aus Verhandlungskreisen. Es sei aber noch möglich, "dass es Einwände aus den Delegationen gibt". "Es herrscht allgemeiner Optimismus", sagte ein weiterer Diplomat. Aus EU-Kreisen hieß es unterdessen, der griechische Regierungschef Alexis Tsipras habe am Nachmittag EU-Ratspräsident Donald Tusk gebeten, für Sonntag einen Gipfel der Staats- und Regierungschefs einzuberufen, falls das Finanzministertreffen erneut scheitere.

19.02 Uhr, die Nachrichtenagentur dpa meldet, dass sich ein Durchbruch abzeichnet. Das hätten Diplomaten berichtet. Solche Meldungen sind so früh am Abend aber noch im großer Vorsicht zu genießen.

18.15 Uhr, das Euro-Finanzministertreffen hat immer noch nicht begonnen. Nach Angaben von EU-Diplomaten besteht offenbar immer noch ein Bedarf an bilateralen Gesprächen, deshalb lässt der Beginn des Treffens im Kreis aller 19 Ressortchefs immer noch auf sich warten. Das Ziel des Euro-Finanzministertreffens besteht den Angaben zufolge darin, "eine gemeinsame Erklärung zu finden".

17.10 Uhr, offenbar getrennte Vorgespräche mit Schäuble und Varoufakis: Die Finanzminister der Eurozone sind am Freitag zu ihrem dritten Treffen in zehn Tagen nach Brüssel gekommen. Der Beginn wurde um anderthalb Stunden verschoben - offenbar um in getrennten Vorgesprächen mit Deutschland und Griechenland eine Kompromisslinie zu finden.
Der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis zeigte sich bei seinem Eintreffen zuversichtlich, dass bei den Verhandlungen im Schuldenstreit ein Durchbruch möglich ist. Er hoffe auf "weißen Rauch" am Ende des Treffens, sagte der Minister, dessen Regierung eine deutliche Lockerung der Spar- und Reformauflagen der internationalen Gläubiger will. Griechenland sei bereits einen weiten Weg gegangen. Nun müssten auch die Partner Athen zumindest einen Teil des Weges entgegenkommen.

16.55 Uhr, Schäuble: "Es geht nicht um einzelne Länder, es geht um Europa": Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sagte, es gehe "nicht nur um einzelne Länder, es geht um Europa". Ziel müsse es sein, Lösungen zu finden, "die das Vertrauen in den Fortgang und die Verlässlichkeit dieses europäischen Einigungswerks nicht zerstören". Die EU-Kommission zeigte sich laut einen Sprecher "zuversichtlich, dass eine Einigung in absehbarer Zukunft möglich ist, wenn alle vernünftig sind".
Der eigentliche Beginn des Finanzministertreffens wurde um anderthalb Stunden auf 16.30 Uhr verschoben. Nach Angaben der griechischen Delegation waren dabei getrennte Gespräche mit Deutschland und Griechenland geplant: Schäuble und Varoufakis sollten demnach nacheinander mit Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, IWF-Chefin Christine Lagarde und EU-Währungskommissar Pierre Moscovici reden. Das "ungewöhnliche Verfahren" zeige, wie schwierig die Lage sei, hieß es aus dem Umfeld von Varoufakis.

16.28 Uhr, Merkel fordert von Griechenland Nachbesserungen: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat von der griechischen Regierung Nachbesserungen bei ihrem Angebot zur Beilegung des Schuldenstreits verlangt. "Es bedarf noch erheblicher Verbesserung bei der Substanz dessen, was da beraten wird", sagte Merkel am Freitag in Paris mit Blick auf das anstehende Sondertreffen der Euro-Finanzminister in Brüssel. Sie hoffe, dass dies geschehen werde.
Nach einem Treffen mit Frankreichs Staatschef François Hollande betonte Merkel aber, Ziel sei es, dass Griechenland im Euroraum bleibe. Das Land habe Opfer erbracht und Reformen in Angriff genommen. "Wir werden alles dafür tun, um diesen Weg fortzusetzen." Auch Hollande betonte: "Griechenland ist in der Eurozone und muss in der Eurozone bleiben." Frankreich werde "alles" dafür tun, um dieses Ziel zu erreichen.

15.04 Uhr, Deutschland und Frankreich sind entschlossen, Griechenland in der Euro-Zone zu halten. Dies betonten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident Francois Hollande nach einem Treffen am Freitag in Paris. Merkel sagte, die deutsche Politik sei auf dieses Ziel ausgerichtet. Hollande sagte mit Blick auf das für den Nachmittag in Brüssel geplante Krisentreffen der Euro-Finanzminister, mit einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone beschäftige er sich nicht.
Merkel unterstrich allerdings mit Verweis auf den Antrag Griechenlands auf eine Fortsetzung der Hilfskredite: “Es bedarf noch erheblicher Verbesserungen bei der Substanz dessen, was da beraten wird, damit wir dann zum Beispiel auch nächste Woche im deutschen Bundestag darüber abstimmen könnten.“ Die anderen Euro-Staaten fordern von Griechenland vor allem ein Bekenntnis zu den verabredeten Reformen im Gegenzug für die finanzielle Hilfe. Scheitern die Gespräche, droht dem Land die Pleite. Im Gespräch ist bereits ein Sondertreffen der Staats- und Regierungschefs nächste Woche, um den Streit auf höchster Ebene zu lösen.

14.02 Uhr, Merkel wertet griechischen Antrag durchaus als Grundlage für Gespräche: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wertet den am Donnerstag eingegangenen Hilfsantrag aus Griechenland durchaus als geeignete Grundlage für weitere Gespräche. Der Brief des griechischen Finanzministers Giannis Varoufakis sei "durchaus Ausgangspunkt für weitere Gespräche", sagte Vize-Regierungssprecherin Christiane Wirtz am Freitag in Berlin. Zugleich sei aber auch klar, dass der Antrag "in der Substanz" noch nicht ausreiche, um die Eurohilfen an Athen verlängern zu können. "In dieser Einschätzung ist sich die Bundesregierung einig", fügte Wirtz hinzu.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte den griechischen Antrag am Donnerstagmittag umgehend als unzureichend abgelehnt. Wirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) hatte dann am Abend mitgeteilt, zwar stimme er mit Schäuble überein, dass der Brief "nicht ausreichend ist", zugleich aber gefordert, das Schreiben müsse "als Ausgangspunkt für Verhandlungen" genutzt werden.

13.45, EZB kommentiert nicht Berichte, nach denen sie sich auf einen "Grexit" vorbereitet: Die Europäische Zentralbank (EZB) will sich nicht an Spekulationen über Notfallpläne für den Fall eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone beteiligen. Ein Sprecher der Notenbank in Frankfurt wollte am Freitag einen Bericht von „Spiegel Online“ nicht kommentieren, wonach die Währungshüter bereits interne Planspiele durchführten, wie der Rest der Eurozone im Falle eines „Grexits“ zusammengehalten werden könnte.
Zu „Spiegel“-Informationen, wonach die EZB die griechische Regierung dazu dränge, Kapitalverkehrskontrollen einzuführen, verwies der Sprecher auf eine frühere Stellungnahme. Die EZB hatte am Donnerstag erklärt: „Es gab keine Debatte über Kapitalverkehrskontrollen im EZB-Rat und jede Berichterstattung darüber ist nicht korrekt.“ Viele Griechen heben aus Angst vor einer Verschlechterung der Finanzlage der heimischen Banken seit Wochen hohe Summen von ihren Konten ab. Kapitalverkehrskontrollen könnten Limits für tägliche Bargeldabhebungen setzen und Überweisungen ins Ausland begrenzen.

12.55 Uhr, Athen keult verbal zurück: Der verbale Schlagabtausch zwischen Athen und Berlin geht weiter. Das Büro des griechischen Regierungschefs Alexis Tsipras veröffentlicht ein Non-Paper, in dem es heißt, es dränge sich der Eindruck auf, dass die Bundesregierung selber an einem „Trojanischen Pferd“ werkele – und zwar für alle jene, die eine tragfähige Lösung für Europa verhindern wollten Zuvor hatte die Bundesregierung erklärt, der Antrag Griechenlands auf weitere Hilfen stelle ein "Trojanisches Pferd" dar, weil er darauf abziele, "eine Brückenfinanzierung zu erreichen und das laufende Programm zu stoppen". Derweil lenkt die Bundesregierung etwas ein. Kanzlerin Angela Merkel lässt erklären, der Antrag Griechenlands biete zwar zu wenig Substanz, bilde aber immerhin eine Verhandlungsgrundlage.

12.52 Uhr, Griechen heben mehr Geld ab: Die Menschen in Griechenland haben nach Informationen aus Bankkreisen allein in den vergangenen zwei Tagen mehr als zwei Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben. Dies berichtete die griechische Finanzpresse am Freitag. Experten sagten im griechischen Fernsehen, die Bürger sollten sich nicht „aus der Ruhe bringen“ lassen.
Nach einem Treffen am Vorabend sagten der Chef der griechischen Zentralbank (Bank of Greece), Ioannis Stournaras, und Vize-Regierungschef Giannis Dragasakis, die Griechen müssten sich keine Sorgen um ihre Geldeinlagen machen. Diese seien absolut sicher.
Stournaras antwortete auf die Frage, ob es Probleme mit dem Geld aus den Automaten geben könnte: „Absolut kein Problem.“ Die Griechen heben aus Angst vor einer Verschlechterung der Finanzlage der Banken seit Wochen hohe Summen von ihren Konten ab.
Bisher können sich die Institute über die ELA-Notkredite der Zentralbank Liquidität besorgen. Dreht die Europäische Zentralbank (EZB) diesen Geldhahn zu, müsste Athen vermutlich Kapitalverkehrskontrollen einführen. Denkbar sind Limits für tägliche Bargeldabhebungen und Überweisungen ins Ausland.

11.23 Uhr, Börsen zurückhaltend: Vor den schwierigen Verhandlungen über Hilfen für Griechenland haben sich die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Freitag zurückgehalten und teilweise Gewinne mitgenommen. Nach seinem neuerlichen Rekordhoch vom Vortag gab der Dax am Vormittag um 0,3 Prozent auf 10 968 Punkte nach. Der MDax der mittelgroßen Werte sank sank ebenfalls um etwa 0,3 Prozent. Die Konjunkturdaten aus Deutschland und dem Euroraum waren gemischt ausgefallen, dürften Börsianern zufolge aber eher die Stimmung stützen.

10.51 Uhr, Oettinger: Griechen führen sich auf wie Elefanten im Porzellanladen: EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) hat Griechenland aufgefordert, gegenüber seinen europäischen Partnern verbindliche Zusagen im Schuldenstreit zu machen. Zwar habe der Brief von Finanzminister Giannis Varoufakis "Bewegung" gebracht und zu einem neuen Treffen der Eurogruppe am Freitag geführt, er sei aber "in keiner Form ausreichend", sagte Oettinger am Freitag im Deutschlandfunk. Das Schreiben enthalte "keine belastbaren Aussagen" zur Fortführung des Sparkurses und zu Reformen.

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament, Elmar Brok (CDU), warnte indes vor unkalkulierbaren Folgen, sollte Griechenland zum Austritt aus der Währungsunion gezwungen werden. "Die Griechen sind wie Elefanten im Porzellanladen aufgetreten, haben Vertrauen zerstört, haben taktiert, haben die Karten nie auf den Tisch gelegt", sagte der deutsche EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft zur bisherigen Verhandlungsführung Athens. Jetzt kämen sie "langsam zum Bewusstsein der realen Zahlen". Die Ablehnung des Briefs aus Athen durch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sei sicher auch durch die Vorgeschichte bedingt. Oettinger räumte ein, dass manche Reformauflagen für Griechenland in der Vergangenheit zu weit gegangen sein könnten. "Man wird im Rückblick sicherlich kritisch prüfen müssen, ob wir bei allen Reformauflagen richtig gelegen sind", sagte er. Dass jeder vierte Grieche nicht mehr in der Gesundheitsversorgung Griechenlands sei, "ist in der Tat eine gravierende Entwicklung, die eigentlich nicht der Würde und dem Menschenbild Europas entspricht".

10.11 Uhr, Griechen warnen vor Scheitern: Führende griechische Politiker streben für den Fall eines Scheiterns der Gespräche mit der Eurogruppe einen EU-Sondergipfel zur Lösung des griechischen Schuldendramas an. Das Land werde umgehend einen solchen Gipfel beantragen, sagte einer der wichtigsten Parteifunktionäre und Parlamentarier der regierenden Linkspartei Syriza am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Athen: „Wir werden dies sofort tun.“ Einen EU-Sondergipfel schloss auch der griechische Europaparlamentarier Dimitris Papadimoulis im griechischen Fernsehen nicht aus: „Ich kann es nicht ausschließen.“

9.54 Uhr, Mehrheit der Deutschen findet Auftreten Athens unverschämt. Die Mehrheit der Deutschen bewertet das Auftreten der neuen griechischen Regierung in der Schuldenkrise kritisch. Laut einer N24-Emnid-Umfrage halten 52 Prozent der rund 1000 Befragten das Verhalten Athens für „unverschämt“, 41 Prozent eher für „naiv“. Aber es gibt daneben auch Verständnis, das zusätzlich angekreuzt werden konnte: Immerhin 25 Prozent finden das Vorgehen von Ministerpräsident Alexis Tsipras und Finanzminister Gianis Varoufakis „strategisch geschickt“. Und 13 Prozent geben zu, die Chuzpe der beiden „insgeheim zu bewundern“. Etwa 47 Prozent glauben, dass ein Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone ein Einzelfall ohne größere Folgen für den Rest des gemeinsamen Währungsraums bleiben würde. 39 Prozent fürchten hingegen eine Kettenreaktion, die zum Zerfall des Euroraums führen könnte. Bei der Frage nach einem möglichen griechischen Euro-Austritt selbst ist inzwischen fast jeder zweite Deutsche der Ansicht, dass Athen dies tun sollte: In einer repräsentativen Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sagten 48 Prozent der rund 1000 Teilnehmer, sie würden es vorziehen, wenn Griechenland die Eurozone verlässt. Dagegen sprach sich nur etwas mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Befragten für einen Verbleib Griechenlands im Euro aus.

Dieser Brief aus Griechenland sorgt für Diskussionsstoff:

Der griechische Brief an die Euro-Gruppe.
Der griechische Brief an die Euro-Gruppe.

© dpa

9.48 Uhr, die Finnen sind zuversichtlich. Der finnische Finanzminister Antti Rinne hat sich zuversichtlich geäußert, dass der Schuldenstreit mit Griechenland in letzter Minute noch beigelegt werden kann. "Vergangene Nacht ist ein Funke der Hoffnung aufgeglüht, dass eine Verständigung erzielt werden kann", sagte Rinne am Freitag in einem Interview der Zeitung “Helsingin Sanomat“. "Griechenland könnte das vorliegende Hilfsprogramm fortsetzen, um seine Wirtschaft zu stärken."

9.30 Uhr, wie die EZB mit griechischen Anleihen verdient: Im März beginnt die Europäische Zentralbank mit dem Aufkauf von Euro-Staatsanleihen im großen Stil. Im abgelaufenen Jahr trugen Beteiligungen an den Krisen-Staaten zum Gewinn der Zentralbank bei. Insgesamt aber schrumpften die Erlöse. Mehr dazu lesen Sie hier.

9.11 Uhr, Portugal fordert Griechenland zu Festhalten an Hilfsprogramm auf: Die portugiesische Finanzministerin Maria Luís Albuquerque hat Athen zum Festhalten am bestehenden Hilfsprogramm aufgefordert. "Es gibt einen Rahmen, in dem wir bereit sind, mit der griechischen Regierung zu diskutieren", sagte Albuquerque dem "Handelsblatt". Dieser sei "das laufende Hilfsprogramm, das verlängert werden sollte". Auf dieser Grundlage sei es dann möglich, auf Wünsche aus Athen einzugehen und Änderungen vorzunehmen.
Auch Portugal habe nach dem Regierungswechsel im Sommer 2011 Anpassungen an seinem Hilfsprogramm vorgenommen, die vorher mit den internationalen Geldgebern des Landes abgestimmt worden seien. "Dieser Weg steht auch Griechenland offen", sagte Albuquerque. Die Ministerin zeigte zugleich Verständnis für Athen. "Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass diese Maßnahmen hart sind", sagte sie. Allerdings könne es keine Finanzhilfe ohne Konditionen geben. "Anders funktioniert es nicht", sagte Albuquerque.
Die Finanzminister der Eurozone kommen am Freitag zum dritten Mal in zehn Tagen zusammen, um im Schuldenstreit eine Lösung zu finden.

Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras.
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras.

© dpa

8.18 Uhr, Alexis Tsipras beschwert sich bei Angela Merkel: Nach Athens Antrag auf eine Verlängerung der Finanzhilfe hat Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras am Donnerstag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) telefoniert, wie das Bundespresseamt auf Nachfrage mitteilte. Die Atmosphäre sei "gut" gewesen, beide bemühten sich um eine Lösung, die für Griechenland und Europa nützlich sei, verlautete im Anschluss an das 50-minütige Gespräch aus Athener Regierungskreisen. Allerdings habe sich Tsipras über eine harte deutsche Position in der Eurogruppe beschwert. So soll der Berliner Vertreter in einem Vorbereitungstreffen den Antragsbrief aus Athen am Donnerstag als "trojanisches Pferd" bezeichnet haben, sagte der Regierungsmitarbeiter. Mehr zu dem Brief und der Beschwerde lesen Sie hier.

8.07 Uhr, Gabriel gegen Schäuble: In der schwarz-roten Koalition sorgt Schäubles Vorgehen derweil für Verstimmung. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) riet dazu, „dass wir diese neue Haltung der griechischen Regierung als Ausgangspunkt für Verhandlungen nutzen und nicht vorher bereits öffentlich ablehnen“. Man sollte jetzt Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem und der EU-Kommission die Zeit und die Chance zu ernsthaften Verhandlungen mit Griechenland geben und dann den Abschluss der Verhandlungen bewerten. „Jetzt ist es dafür zu früh.“ Bei einem Termin in Potsdam sagte Gabriel: „Ich bin froh, dass Griechenland deutlich gemacht
hat, dass sie ein neues Programm haben wollen. Ich bin dafür, dass wir jetzt nicht zu schnell ja oder nein sagen.“ Allerdings ist auch Gabriel der Auffassung, dass der Antrag Athens in seiner aktuellen Form nicht ausreichend sei, wie er der „Bild“-Zeitung sagte.

Auch der SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider kritisierte voreilige Ablehnungen. "Der Brief ist ein erster Schritt in die richtige Richtung." Man müsse aufeinander zugehen und die Vorschläge nicht brüsk zurückweisen, sagte Schneider im ZDF-Morgenmagazin..

Der griechische Finanzminister Varoufakis und der griechische Regierungschef Tsipras.
Der griechische Finanzminister Varoufakis und der griechische Regierungschef Tsipras.

© dpa

8.00 Uhr, Griechenland unnachgiebig: Wenige Stunden vor der wohl entscheidenden Sitzung der Euro-Finanzminister im Schuldenstreit mit Griechenland hat sich die Regierung in Athen unnachgiebig gezeigt. Griechenland werde nicht über die Verlängerung des Rettungsprogramms mit den Spar- und Reformauflagen diskutieren und halte an dieser Position auch gegenüber der Eurogruppe fest, sagte ein Regierungssprecher am Freitag. Das Land habe alles getan, um eine Lösung zu finden, die zum Wohle aller Beteiligten sei.

Griechenland hatte zwar am Donnerstag eine Verlängerung des Ende Februar auslaufenden Kreditprogramms beantragt. Insbesondere Deutschland kritisierte den Antrag allerdings als unzureichend. In der Begründung hieß es, die neue Regierung in Athen ziele lediglich auf eine Brückenfinanzierung, ohne die Anforderungen des Reform- und Hilfsprogramms zu erfüllen.

7.55 Uhr, Was steht auf dem Spiel? Die Fronten sind verhärtet. Deutschland lehnt den neuen Hilfsantrag Griechenlands ab und bezeichnet ihn als "Trojanisches Pferd". Doch die harte Haltung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist nicht unumstritten. Sowohl in Brüssel fordern einige mehr Kompromissbereitschaft als auch in Deutschland. Der griechische Regierungschef Tsipras hatte sich am Donnerstagabend bei Budneskanzlerin Angela Merkel (CDU) über das Verhalten Schäubles beschwert. Für Griechenland und die Euro-Zone ist der Tag von großer Bedeutung, denn wenn es keine neuen Hilfen gibt, steht Griechenland vor der Pleite, weil Ende Februar die Zahlungsunfähigkeit droht und das könnte ein Austritt aus der Euro-Zone zur Folge haben. (AFP/dpa/Tsp)

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