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Politik: Lizenz zum Töten

Al Qaida wird zum Markenzeichen des globalen Terrors, sagt der BND

Von Frank Jansen

Gehören die jüngsten Anschläge auf Amerikaner im Nahen Osten zu einer Welle weiterer, auch großer Terrorangriffe? US- Sicherheitsbehörden sähen „Anzeichen für einen besonders großen Anschlag“, sagte am Montag Hans-Josef Beth, Abteilungsleiter im Bundesnachrichtendienst, bei einer Tagung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin zum „Transnationalen Terrorismus“. Beth erwähnte drei Vorfälle als Teil einer ganzen Serie: Vergangenen Mittwoch setzte in Saudi-Arabien ein Unbekannter eine McDonald’s-Filiale in Brand. Einen Tag später schoss in Kuwait ein Polizist auf zwei US-Soldaten und verletzte sie schwer. Ebenfalls am Donnerstag wurde die Missionarin Bonnie Weatherall in der südlibanesischen Stadt Sidon mit drei Kopfschüssen getötet. Diesen Anschlag halte die libanesische Polizei für eine „Stimmungstat“, sagte Beth, begangen aus Protest gegen die US-Hilfe für Israel und die Drohungen gegen den Irak. Womit er andeutete, dass der islamistische Terrorismus, animiert durch die Fanaltaten der Al Qaida, ein Massenphänomen zu werden droht.

Jedenfalls beobachtet der Bundesnachrichtendienst, dass Al Qaida zunehmend auf das Prinzip des „Franchising“ setzt. Der Begriff aus der Wirtschaft bedeutet für den Terror eine makabere Lizenzvergabe durch Al Qaida: Die Organisation bietet weltweit militanten Gruppen Ausbildung, Geld, manchmal auch Waffen und Sprengstoff. Entsprechend gerüstet begehen die „Franchise-Nehmer“ dann auf eigene Faust Anschläge im Namen von Al Qaida oder des Heiligen Krieges. Der „Franchise-Geber“ stimuliere die potenziellen Attentäter mit Video- und Tonbandbotschaften, sagte Beth. Er verwies auf die letzten, vom TV-Sender Al Dschasira ausgestrahlten Drohungen Osama bin Ladens und seines Stellvertreters Aiman al Zawahiri. Die beiden Terrorchefs hatten Deutschland und anderen Staaten Anschläge prophezeit.

Ein Schlag gegen das Terrornetz gelang am Montag der französischen Polizei. Nahe Paris wurden ein seit 1996 gesuchtes Al-Qaida-Mitglied und fünf weitere Personen festgenommen, darunter eine Frau. Bei dem Al-Qaida-Mann handelt es sich um einen 30-jährigen Algerier. Er soll sich an der Planung eines Anschlags in Straßburg beteiligt haben, den die deutsche Polizei Weihnachten 2000 knapp verhindern konnte.

Unterdessen haben Experten der algerischen Regierung einen vor zwei Monaten erschossenen islamischen Extremisten als ranghohen Al-Qaida-Funktionär identifiziert. Das meldete die amtliche Nachrichtenagentur APS am Montag.

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