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Würdenträger. Seit Sonntag trägt Reinhard Marx den Kardinalsring. Foto: dapd

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Politik: Logik des Dienens statt Machtanspruch Marx: Missbrauchsthema „noch nicht erledigt“

Mit der Überreichung goldener Ringe haben die Kardinalsernennungen am Sonntag im Petersdom ihren liturgischen Abschluss gefunden. Den 24 neuen Würdenträgern, unter ihnen die beiden Deutschen Reinhard Marx (57) und Walter Brandmüller (81), steckte der Papst die Ringe an als „Besiegelung der ehelichen Verbundenheit mit der Kirche“.

Mit der Überreichung goldener Ringe haben die Kardinalsernennungen am Sonntag im Petersdom ihren liturgischen Abschluss gefunden. Den 24 neuen Würdenträgern, unter ihnen die beiden Deutschen Reinhard Marx (57) und Walter Brandmüller (81), steckte der Papst die Ringe an als „Besiegelung der ehelichen Verbundenheit mit der Kirche“.

Und wie er die neuen Kardinäle in seiner ersten Predigt am Samstag auf einen „Abschied von der weltlichen Machtlogik hin zu einer Logik des Dienens“ verpflichtet hatte, so ermahnte sie beim feierlichen Gottesdienst am Sonntag, auch „unter dem Kreuz mit dem Papst und Christus geeint zu bleiben“. Ob das eine eher allgemeine theologische Aufforderung war, oder ob der Papst auf die im Laufe der vergangenen Monate bekannt gewordenen Missbrauchsskandale anspielte, ging aus dem Predigttext nicht hervor.

Reinhard Marx jedenfalls, der Erzbischof von München, der nun der Jüngste von 203 Kardinälen ist, sagte am Rande der Feierlichkeiten, das Missbrauchsthema sei „noch nicht erledigt“. Das Vertrauen der Menschen kehre zwar „Schritt für Schritt wieder“, aber es sei noch ein langer Weg. Am Ende müsse den Menschen klar sein, „die Kirche ist der sicherste Ort für unsere Kinder“.

Marx verwies auf den nichtöffentlichen Teil der Kardinalsversammlung, bei der sich am Freitag 150 der obersten katholischen Würdenträger „sehr offen und klar“ auch über dieses Thema ausgetauscht hätten. Bei dieser Gelegenheit hatte die Glaubenskongregation ferner ein Rundschreiben an alle Bischofskonferenzen der Welt angekündigt, um ein einheitliches Vorgehen in der Aufarbeitung und der künftigen Vermeidung von Missbrauchsskandalen zu erzielen. Die Vollversammlung der Kardinäle, das „Konsistorium“, diskutierte daneben über den Stand der Ökumene sowie über Fragen der Religionsfreiheit und der Liturgie.

Reinhard Marx hatte bei den zweitägigen Feierlichkeiten zwar, wie alle „Neuen“, das rote Kardinalsbirett, die Ernennungsurkunde und den Ring überreicht bekommen, auf den letzten Teil der Kardinals-Insignien muss er allerdings noch warten: Jeder Kardinal nämlich bekommt, um seine Verpflichtung auf Rom zu unterstreichen, ein römisches Gotteshaus als „Titelkirche“ zugewiesen. Jene von Reinhard Marx ist aber noch im Bau; fertig werden soll sie – mithilfe des Erzbistums München – erst im Frühjahr 2011. Und wer weiß, ob Marx überhaupt Freude an ihr findet: Die Kirche liegt an der römischen Peripherie. Die recht gesichtslose Schlafstadt da draußen heißt auch noch „Infernetto“, auf deutsch: „Kleine Hölle“.

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