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© dpa

London-Besuch: Gastgeber in Nöten

In der Downing Street trifft Hoffnungsträger Obama auf einen angeschlagenen britischen Premier.

Zwei Bücher von Barack Obama hält Elisabeth Mukasa in der Hand. Und als ob das nicht reicht, um ihre Unterstützung für den demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten auszudrücken, hat sie die Buchcover auch noch auf ihren Regenschirm und ihre Weste gedruckt. „Er ist nicht nur ein guter US-Präsident für Schwarze oder Weiße in Amerika, er wäre ein guter US-Präsident für die ganze Welt“, sagt Elisabeth, die seit acht Uhr am Hintereingang der Downing Street Nr. 10, dem Sitz des britischen Premierministers in London, ausharrt, um Barack Obama zu Gesicht zu bekommen. Doch bei seiner Ankunft sind es nur drei Sekunden des Glücks, als Obamas schwarzer Van mit verdunkelten Scheiben heranrauscht. Ein Mann winkt, es könnte Obama gewesen sein. „Wir hoffen, dass er auf seinem Rückweg kurz aussteigt“, sagt Elisabeth. Jetzt müsse er schließlich arbeiten. Doch für Obama, der in London seine Nahost- und Europareise abgeschlossen hat, war es nur ein leichtes Auslaufen.

Ganz im Gegensatz zu seinem Gastgeber Gordon Brown. Der steckt in einer handfesten politischen Krise, seit seine Labour-Partei einen Tag vor Obamas Besuch eine wichtige Nachwahl in Glasgow gegen die Scottish National Party verloren hat. Es war die dritte Nachwahlniederlage für Brown innerhalb von neun Wochen, und das in einem der bislang sichersten Wahlkreise von Labour. Die Nachwahl wurde nötig, weil der 2005 gewählte Labour-Abgeordnete David Marshall aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war. In Browns Regierung rumort es. Kabinettsmitglieder werden in britischen Medien mit den Worten zitiert: „So geht es nicht weiter“, oder: „Jetzt muss Brown beweisen, dass er führen kann.“ Angeblich forderten auch schon einige Abgeordnete den Rücktritt Browns.

Justizminister Jack Straw zeigte sich „besorgt“. Außenminister David Miliband rief die Partei zum Zusammenhalt auf. Wirkliche Rückendeckung für Brown gaben beide nicht. Außerdem publizierte die Zeitung „Independent“ am Samstag auch noch eine Umfrage, in der die Opposition um Tory-Chef David Cameron derzeit 22 Prozentpunkte vorne liegt. Auf die Gewerkschaften, die einen großen Anteil der Finanzierung der Labour-Partei tragen, kann Brown ebenfalls nicht mehr uneingeschränkt bauen. Sie fordern Kurskorrekturen. Schließlich lassen hohe Nahrungsmittel- und Benzinpreise sowie eine von Experten vorausgesagte Rezension die Briten auch nicht mehr cool.

Obama hätte Browns Leid etwas mildern können. Doch der versetzte ihm erst einmal einen weiteren Hieb, indem er sich mit dessen Vorgänger Tony Blair traf. Der sei eben in den USA noch bekannter als Brown, hieß es aus Obamas Umfeld. Auch mit Cameron traf sich Obama. Viel vom Ruhm Obamas bekam Brown auch deshalb nicht ab, weil er an der Pressekonferenz mit ihm nicht teilnahm, da er dies auch beim Besuch von John McCain, dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten, vor einigen Monaten in London nicht getan hatte. So stand der Amerikaner allein vor der Downing Street 10 und sonnte sich im Blitzlicht. Elisabeth, Christine und die anderen Obama-Anhänger am Hintereingang bekamen davon nichts mit. Sie mussten nach Stunden des Wartens wieder nur sehen, wie die schwarze Limousine sekundenschnell an ihnen vorbeidonnerte.

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