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Stilles Gedenken. Eine Polizistin legt Blumen am Tatort nieder.

© AFP

London und die Folgen: Was nach Terroranschlägen getan werden kann

Auf Attacken wie in London folgen Reaktionsroutinen. Das kann aber nicht alles sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Der Täter von London kam nicht aus dem Nichts und setzte den Plan um, ihm fremde Menschen anzugreifen, sie möglichst zu töten. Er war der Polizei bekannt. So wie auch der Täter von Berlin bekannt gewesen war und der Amokfahrer von Nizza. Ist das Grund zur Sorge oder zur Erleichterung?

Beides. Zur Sorge, weil sich auch hier unausweichlich die Frage anschließt, warum man polizeibekannte Täter nicht besser im Blick behalten kann – wohl wissend, dass das nicht einfach ist, aber dennoch. Und zur Erleichterung, weil das ein Argument ist gegen wachsende grundsätzliche Vorbehalte gegenüber dem Islam und seinen Anhängern. Nein, nicht jeder Muslim ist potenziell ein Täter. Es sind spezielle Typen, die für diese Gewalttaten infrage kommen, die anfällig sind für die Agitation bis zum Äußersten durch islamistische Prediger und Kriegstreiber.

Die Art der Tat zeigt ein weiteres Mal die Wahrheit des sattsam bekannte Satzes von der absoluten Sicherheit, die es nicht geben kann. Die Tatwaffe war ein ordinäres Auto, wie es zigmillionenfach auf den Straßen unterwegs ist. Und es liegt nahe, dass das Nachahmer findet, wie bereits am Donnerstag in Antwerpen. Der offenbar überwältigende Lebensfrust wird via Internetpropaganda kanalisiert und religiös legitimiert, aus persönlicher Ohnmacht wird ein göttlicher Auftrag – und dann Motor an und rein in die Menge.

Gemeinschaft: Wer dazugehört, verhält sich entsprechend

Viel kann man dagegen nicht tun, aber es den Tätern ein bisschen schwerer machen und die bevorzugten Kulissen für diese Einzeltäter-Attentate – also die symbolträchtigen Orte von Demokratie oder westlichem Lebensstil – mit Pollern schützen. Das ist eine höchst unbefriedigende und fast lächerlich kleinteilig wirkende Option, wenn der Gegner der internationale islamistische Terrorismus ist. Doch was bleibt sonst?

Sich nicht einschüchtern lassen, weiterleben wie bisher. Auch das wird nach solchen Taten sowohl beschworen als auch gelebt. „Wir dürfen uns nicht beugen“, sagte Londons Bürgermeister Sadiq Khan, und „Wir haben keine Angst“ die britische Premierministerin Theresa May. Auch die Beileidsbekundungen und Solidaritätsadressen sind richtig und gut, weil sie der angegriffenen Gemeinschaft eine Form geben. Wer dazugehört, verhält sich entsprechend, sagt, was zu sagen ist, tut, was zu tun ist.

Insofern war es in der Tat schade, dass beim Fußballspiel Deutschland gegen England keine Zeichen der Trauer zu sehen waren. Insofern war es gut, dass in Paris der Eiffelturm Mittwochnacht unbeleuchtet blieb und in Berlin am Donnerstag auf das Brandenburger Tor die britische Flagge projiziert werden sollte. Das sind zwar vor allem Rituale der Nachsorge, aber die stehen schon mal fest Was die Vorsorge angeht, gibt es diverse Überlegungen und Pläne – bessere Vernetzung, engere Überwachung, Fußfesseln für potenzielle Gefährder. Es ist Zeit, sich darauf zu verständigen.

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