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Politik: London warnt: Es droht noch mehr Terror

Außenminister erwartet Anschläge in der Türkei, Scotland Yard auch in Großbritannien / Erste Festnahmen

London/Istanbul/Berlin (Tsp). Einen Tag nach dem terroristischen Doppelanschlag mit Autobomben gegen britische Einrichtungen in Istanbul hat London vor weiteren Anschlägen des Terrornetzwerkes Al Qaida in der Türkei gewarnt. „Wir haben Informationen, dass weitere Anschläge verübt werden könnten“, teilte das britische Außenministerium mit. Nach Informationen von Scotland Yard bereitet eine aus Nordafrika eingesickerte Terrorzelle einen Anschlag in Großbritannien vor. Der israelische Botschafter in Deutschland, Schimon Stein, hat den Europäern geraten, sich auf terroristische Anschläge einzustellen.

Der radikale Islam habe „manche Adresse“, sagte Stein: arabische, prowestliche, laizistische Staaten mit einer Trennung von Staat und Religion wie die Türkei, die Symbole des Westens wie die Amerikaner und die Juden“, sagte Stein am Freitag in der ARD. Ein Experte des Bundesnachrichtendienstes hat kürzlich zudem vor tragbaren Boden-Luft-Raketen in der Hand von Terroristen gewarnt. Der Fachmann erinnerte an die Erfolge der afghanischen Mudschaheddin im Kampf gegen die Rote Armee.

Das Terrornetzwerk Al Qaida hat sich unterdessen zu den jüngsten Anschlägen in Istanbul bekannt. Mit den Anschlägen vor dem britischen Konsulat und der Türkei-Zentrale der britischen Bank HSBC in der Metropole sollte zum einen Großbritannien für seinen „Krieg gegen Muslime“ bestraft werden, hieß es in einem Schreiben, das türkische Medien am Freitag veröffentlichten. Zum anderen sollte der muslimischen Türkei klar gemacht werden, dass sie zwischen „den USA und dem Frieden“ wählen müsse. Al Qaida drohte mit neuen Anschlägen gegen westliche Ziele, vor allem in Japan und den USA.

Die türkische Polizei nahm mehrere Personen im Zusammenhang mit den Gewalttaten fest, bei denen 27 Menschen getötet und 450 verletzt worden waren. Die Polizei erhöhte am Freitag die Sicherheitsvorkehrungen vor ausländischen Einrichtungen in Istanbul. Die Straße vor dem deutschen Konsulat wurde geschlossen, ebenso die Visumsstelle. Auch in Athen, Paris, Stockholm, Rom, Brüssel und Berlin wurden die Sicherheitsmaßnahmen vor Botschaften und anderen gefährdeten Einrichtungen verschärft. Besonders am Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan Anfang kommender Woche könne es neue Anschläge geben, hieß es bei westlichen Diplomaten. In Teheran warf ein Unbekannter am Freitag einen Brandsatz auf die britische Botschaft. Verletzt wurde niemand.

Die Terrorwelle in Istanbul hat einen neuen Streit über eine EU-Mitgliedschaft der Türkei ausgelöst. Deutschland und Großbritannien erklärten, sie wollten auch nach den Attacken den EU-Beitritt des Landes vorantreiben. Dagegen warnte der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Bosbach (CDU) davor, eine Mitgliedschaft des islamischen Landes könnte den Terror in die Gemeinschaft tragen.

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