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Lufthansa-Streik: Eindrücke in Berlin: Stress am Gleis, Normalität am Airport

Wegen des bundesweiten Streiks der Lufthansa-Flugbegleiter wurde am Freitag ein Verkehrschaos befürchtet. Wie wirkte sich der Arbeitskampf auf Berlin aus?

Das Gleis am Berliner Hauptbahnhof, von dem die Fernzüge nach Frankfurt am Main und Köln abfahren, war am Freitag voller unfreiwilliger Bahnfahrer. Probleme hatten vor allem Reisende, die einen Auslandsflug gebucht hatten. Ein Rentner aus Luxemburg regte sich so sehr auf, dass ihm fast die Brille von der Nase fiel. „Die wollten unser Ticket nicht umtauschen und wir mussten uns extra ein Bahnticket kaufen“, rief er mit hochrotem Kopf. Er wartete über zwei Stunden darauf, dass es weiterging, er durfte nicht in die überfüllten Züge einsteigen. So wie ihm erging es vielen: Es gab Probleme, die Lufthansa-Gutscheine in Bahntickets umzutauschen und oft fühlten sich die größtenteils Englisch sprechenden Reisenden unverstanden. Leonie und Lewis Fleisig aus Australien ärgerten sich zwar darüber, das Ticket doppelt bezahlt zu haben, versuchten aber gelassen zu bleiben: „Beim Einchecken am Flughafen muss man länger warten.“

Am Flughafen Berlin-Tegel herrschte gestern fast Alltag. Zwar wurde rund die Hälfte der Lufthansa-Flüge gestrichen, aber der Betrieb am Flughafen ging normal weiter. Man sah keine Feldbetten mit wartenden Fluggästen, aufgebrachte Kunden, die mit Personal am Schalter diskutierten oder lange Warteschlangen. Das Chaos blieb aus, weil die Lufthansa-Kunden gut informiert waren. Vor den Schaltern der Lufthansa herrschte gähnende Leere. Nur wenige Passagiere, die nicht über den Streik der Flugbegleiter informiert waren, mussten am Flughafen umgebucht werden. Viele sind gar nicht erst zum Flughafen gefahren.

Wer doch nach Tegel kam, wurde auf andere Airlines, vor allem Air Berlin, und auf die Deutsche Bahn umgebucht. Bei den meisten Flügen geschah dies aber schon im Voraus. Auch die Flughafenseelsorger hatten mit einem größeren Ansturm gerechnet. Sie waren ausnahmsweise zu dritt an diesem Freitagmorgen im Terminal unterwegs. „Es ist ruhiger als sonst. Ganz anders als am Dienstag“, sagte Seelsorger Norbert Moser.

Am Dienstag hatte die Gewerkschaft der Flugbegleiter erst sechs Stunden vor Beginn den Streik angekündigt. Das war zu wenig Zeit, um für alle Passagiere Lösungen zu finden. Diesmal war bereits am Donnerstag bekannt gegeben worden, welche Flüge am Freitag gestrichen wurden und die Lufthansa konnte rechtzeitig umbuchen.

Der Lufthansa-Streik in Tegel hat allerdings starke Auswirkungen auf den Berliner Taxibetrieb. Weil die meisten Fluggäste bereits frühzeitig über die stornierten Flüge informiert waren und auf Schiene oder Straße auswichen, stauten sich am Flughafen Tegel hunderte wartende Taxen. Die Berliner Taxi-Innung beklagte am Freitag einen „erheblichen Verlust“.

Die Nachfrage nach Mietwagen stieg indes nur leicht an. Einzelne Autovermietungen weiteten ihre Flotten an den bestreikten Flughäfen aus. Die Berliner Linienbusse waren nicht stärker ausgelastet als sonst. „Die meisten sind rechtzeitig auf die Bahn umgestiegen“, sagte ein Sprecher. maf/mge

Tsp

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