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Lumpenelite: Habeviels und Taugenichtse

Elite gibt es überall. Jetzt haben wir sogar eine Lumpenelite. Helmut Schümann über Ackermann, Bartsch und Gabriel.

Das Wort ist neu, zusammengesetzt aus zwei seit langem bekannten Wörtern. Wörter, die von extremst entferntesten Polen herkommen, und die sich doch so wundervoll ineinanderfügen, dass man diesem Wort eine große Karriere wünscht: Lumpenelite! Hier die Lumpen, nicht der Lumpen, weil es nicht um eine Elite geht, die in löchrigen Fetzen von Versace einherschreitet. Sondern die Lumpen, Plural vom Lump, dem Tunichtgut und Taugenichts, eigentlich auch dem Habenichts, aber weil wir uns FDP-nah und in der FDP nahe stehenden Kreisen bewegen, sind nur Habeviels zu finden. Da die Elite, die Ansammlung von den in ihrem Bereich Besten, Größten, Erfolgreichsten. Es gibt alle möglichen Eliten, zum Beispiel die Elite der Banker, der gehört Josef Ackermann an. Oder bei den Heuschrecken. Unter den Heuschrecken bilden die gefräßigsten auch eine Elite. Gewiss findet sich auch eine Elite der Möpse, und zur Elite der Schreihälse darf man diesen Bohlen zählen und seit einiger Zeit auch diesen Außenminister von der FDP. Manchmal vermischen sich die Milieus. Dann kann einer sowohl der Creme der Bankiers angehören wie auch einer der größten Lumpen sein. Wahrscheinlich hatte SPD-Chef Sigmar Gabriel so eine Schnittmenge vor Augen, als er die Reiseentourage dieses Außenministers von der FDP als „Lumpenelite“ betitelte, die das Gegenteil von Leistungsgesellschaft sei, die nichts dazu beitrüge, dass es in diesem Land vorangeht.

Bankier Ackermann war wohl diesmal nicht im Tross. Der hat im vergangenen Jahr auf dem Höhepunkt der Finanzkrise auf seine Bonuszahlungen verzichtet und sich mit seinem Grundgehalt von 1,4 Millionen Euro, nun ja, beschieden. Nun hat er genug gedarbt und kassiert inklusive aller Boni 9,55 Millionen Euro, wovon ihm aber nur 30 Prozent direkt ausgezahlt werden, der Rest erst abhängig von der weiteren Konzernentwicklung. Er hat sich also, um im Bild zu bleiben, lumpen lassen. Dietmar Bartsch, der Geschäftsführer der Linkspartei, hat in der Debatte übrigens auch ein hübsches Wort für diesen Außenminister von der FDP gefunden, weil der sich lauthalstigst, elitär sozusagen, beschwert hat über die unverschämte Kritik an seiner illustren Reisegesellschaft. Der solle nicht so eine „Weichwurst“ sein, sagte Bartsch. Aber man muss zugeben, dass Lumpenelite schöner ist. Selbst wenn die Weichwurst in die Pfanne kommt und sich als Bratwurst gebärdet.

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