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Spätere Bilder zeigten Hillary Clinton lachend und grüßend beim Verlassen der Wohnung ihrer Tochter Chelsea in New York und suggerierten, dass es der Präsidentschaftskandidatin wieder gut gehe.

© Justin Sullivan/Getty Images/AFP

Update

Lungenentzündung: Hillary Clintons Gesundheit könnte die Wahl entscheiden

Schwächeanfall und Lungenentzündung: Die Debatte um ihren Gesundheitszustand belastet plötzlich den Wahlkampf von Hillary Clinton. Donald Trump wünscht gute Besserung - aber sieht ein Problem.

Sie steht leicht schwankend auf dem Bürgersteig, während ein schwarzer Kleinbus heranrauscht und vor ihr hält. Dann knickt sie in den Knien ein und wird von Leibwächtern unter den Armen gepackt und zu ihrem Sitz geschleift: Nur 20 Sekunden dauert die Szene, die seit Sonntag die politische Diskussion in den USA bestimmt und die den Traum von Hillary Clinton vom Einzug ins Weiße Haus nachhaltig erschüttern könnte. Nach ihrem Schwächeanfall in New York ist die Kandidatin der Demokraten nicht nur gesundheitlich angeschlagen.

Clinton hatte am Sonntagmorgen die Gedenkfeier für die Opfer der Al-Qaida-Anschläge vom 11. September 2001 in New York plötzlich verlassen. Ihre Wahlkampfmanager erklärten, die 68-jährige habe sich „überhitzt“ gefühlt und habe sich in die Wohnung ihrer Tochter Chelsea in Manhattan zurückgezogen. Zwei Stunden später trat Clinton lächelnd und scheinbar völlig wiederhergestellt aus dem Apartmenthaus und erklärte, sie fühle sich wohl. „Es ist ein herrlicher Tag in New York.“

Doch wie sich später herausstellte, war das nur Theater. Als das Video mit der Szene vor dem Kleinbus im Internet auftauchte, verbreitete das Wahlkampfteam Clintons eine weitere Erklärung, in der es fast nebenbei hieß, bei der Politikerin sei bereits am vergangenen Freitag eine Lungenentzündung festgestellt worden. Clinton sagte eine zweitägige Wahlkampfreise nach Kalifornien ab und erholt sich im Familiensitz der Clintons in Chappaqua im Bundesstaat New York.

Am Montag blieb zunächst offen, ob und wann Clinton ihren Wahlkampf wieder aufnimmt. Dabei wäre ihre Präsenz im Kampfgetümmel weniger als zwei Monate vor der Wahl am 8. November für ihr Präsidentschaftsambitionen bitter nötig. Die Kandidatin war bereits im August über lange Strecken abgetaucht, während der republikanische Konkurrent Donald Trump das Geschehen im Wahlkampf und in den Medien beherrschte. Vergangene Woche war sie erneut wegen der Nutzung eines prvaten Mail-Servers in ihrer Zeit als Außenministerin unter Druck geraten und hatte weitere Kritik auf sich gezogen, indem sie die Hälfte der Trump-Anhänger als rassistisch, sexistisch und fremdenfeindlich beschimpfte.

Trump streut schon seit Monaten Gerüchte

Der Populist und republikanische Kandidat, der Anfang August noch bis zu zehn Prozentpunkte hinter Clinton gelegen hatte, holte in den Umfragen auf und liegt nun in einigen Befragungen mit der Ex-Außenministerin gleichauf. Trump und seine Helfer streuen schon seit Monaten Gerüchte über Clintons angeblich schlechten Gesundheitszustand. Ihr fehle die psychische und physische Stärke für das Präsidentenamt, sagt Trump immer wieder.

Bei dem aktuellen Vorfall aber vermied Trump jegliche triumphierenden Worte. Er wünschte Clinton lediglich gute Besserung. „Ich hoffe, dass es ihr bald besser geht“, sagte der Präsidentschaftskandidat der Republikaner im Sender Fox. „Irgendwas geht vor sich - ich hoffe, dass sie bald wieder auf den Beinen und zurück im Rennen ist“, sagte Trump. „Natürlich ist das Ganze ein Problem.“ Er glaube nicht, dass die Demokraten nach einem neuen Kandidaten suchten, sagte Trump. „Aber was auch immer passiert, ich bin bereit.“

Bisher hatte Clinton, die 2012 nach einem Sturz eine Gehirnerschütterung erlitten hatte, Vorwürfe zu ihrem Gesundheitszustand als lächerlich zurückgewiesen. Nun werden sie allerdings zum beherrschenden Wahlkampfthema, zumal die merkwürdige Informationspolitik ihres Wahlkampfteams erneut einen Hang zur Geheimnistuerei offenbarte. Laut Umfragen sind viele Amerikaner der Ansicht, dass sie Clinton nicht trauen können.

Clinton war "überhitzt und dehydriert"

In der Mitteilung von Clintons Ärztin Lisa Bardack heißt es Medienberichten zufolge, Allergien hätten bei der Kandidatin hartnäckigen Husten verursacht. Bei einer Nachuntersuchung am Freitag sei dann laut der 68-jährigen Bardack eine Lungenentzündung festgestellt worden. Clinton werde mit Antibiotika behandelt. Ihr sei zudem geraten worden, „sich auszuruhen und ihre Terminplanung zu ändern“.

Nach Angaben der Ärztin verließ Clinton die Gedenkveranstaltung, weil sie „überhitzt und dehydriert“ gewesen sei. Danach sei ihr aber Flüssigkeit zugeführt worden, „und sie erholt sich gut“.

Auch das Wahlkampflager hatte zuvor Clintons Unwohlsein bei der Gedenkfeier mit „Überhitzung“ erklärt, sich aber über weitere Einzelheiten ausgeschwiegen. (mit dpa)

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