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Politik: Machtkampf auf Madagaskar

Berlin - Die Armee Madagaskars hat am Freitag vier von der Opposition besetzte Ministerien geräumt. Am Vorabend hatten Anhänger des inzwischen entlassenen Bürgermeisters der Haupstadt Antanarivo, Andry Rajoelina, die Regierungsgebäude besetzt.

Berlin - Die Armee Madagaskars hat am Freitag vier von der Opposition besetzte Ministerien geräumt. Am Vorabend hatten Anhänger des inzwischen entlassenen Bürgermeisters der Haupstadt Antanarivo, Andry Rajoelina, die Regierungsgebäude besetzt. Rajoelina hatte sich Ende Januar zum Präsidenten erklärt und bei einer Kundgebung sein Gegenkabinett vorgestellt. Bei der Räumung am Freitag sind nach Berichten des unabhängigen Radiosenders Antsiva mindestens acht Menschen getötet worden. Das Militär bestritt diese Angaben und bestätigte lediglich 50 Verhaftungen.

Trotz intensiver Bemühungen der Afrikanischen Union und anderer Emissäre hat bisher kein Gespräch zwischen dem Oppositionsführer und dem Präsidenten Marc Ravalomanana stattgefunden. Doch die Gespräche der Vermittler mit beiden Seiten dauerten an, sagte Alphonse Ralison dem Tagesspiegel. Der Botschafter Madagaskars in Deutschland sagt, bisher habe es den direkten Kontakt noch nicht gegeben, weil Rajoelina als Bedingung für Verhandlungen den Rücktritt des 2006 wieder gewählten Präsidenten gefordert habe. Seit dem Beginn der Auseinandersetzungen im November 2008 sind rund 200 Menschen getötet worden. Ralison sagt dazu: „Wir sind schockiert und traurig.“

Die Zahl der Unzufriedenen in der  Hauptstadt ist groß. Ravalomanana hat seit seinem Wahlsieg 2002 eine liberale Wirtschaftspolitik gemacht, die nach Ralisons Angaben auch beachtliche Wachstumgsraten erbacht hat. 2002 sei die Wirtschaftsleistung um neun Prozent gesunken, 2008 habe das Wachstum bei sieben Prozent gelegen, sagt Ralison. „Aber wie kann man das Wachstum mit der Bevölkerung teilen“, fragt er. Daran ist der Präsident offenbar bisher gescheitert. Außerdem leidet die Bevölkerung unter der Wirtschaftskrise. Allein in den Textilfabriken der Hauptstadt seien mehr als 100 000 Menschen beschäftigt gewesen, doch wegen mangelnder Aufträge seien sie nun in Schwierigkeiten. Zudem hat Ravalomanana seine Rollen als Präsident und als Unternehmer nie getrennt. Er besitzt das größte Privatunternehmen Madagaskars, einen Lebensmittel-, Handels- und Medienkonzern. Ralison argumentiert, dieses „Monopol über die Nahrungsmittelreserven“ habe die Preise für Lebensmittel stabil gehalten. Doch das überzeugt die Opposition auf der Straße offenbar nicht mehr. Dagmar Dehmer

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