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Politik: Machtkampf im Hinterhof der USA

Montevideo/Berlin - China ist auch in Lateinamerika dabei, vom Zuschauer zum Akteur zu werden. Nach Angaben des Exekutivsekretärs der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik, Jose Luis Machinea, hat sich vor allem der Handel mit China in den vergangenen Jahren vervielfacht.

Montevideo/Berlin - China ist auch in Lateinamerika dabei, vom Zuschauer zum Akteur zu werden. Nach Angaben des Exekutivsekretärs der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik, Jose Luis Machinea, hat sich vor allem der Handel mit China in den vergangenen Jahren vervielfacht. 4,2 Prozent der Exporte aus Süd- und Mittelamerika gehen inzwischen nach China. In Peru steht China als Handelspartner inzwischen an zweiter, in Chile und Argentinien an dritter und in Brasilien an vierter Stelle. „Vom Investitionsstandpunkt aus gesehen, ist China noch nicht so bedeutsam“, sagt Machinea. Er rechnet aber damit, dass Peking wie zuvor schon in Afrika in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen wird – vor allem, wenn es um natürliche Ressourcen geht.

Die wachsende Rolle Chinas stellt auch die alten politischen Bündnisse in Frage. Zumal es in Lateinamerika eine Vielzahl linker Bewegungen an die Macht geschafft hat. So ist das „Bündnis für gerechten Handel und eine solidarische Alternative für Amerika“ (Alba), gebildet von Venezuela, Kuba und Bolivien, handelspolitisch eher unbedeutend. Der bilaterale Handel zwischen Bolivien und Kuba beläuft sich auf 5000 Dollar jährlich. Energiepolitisch aber ist es wichtig, da Venezuela und Bolivien zusammen über die größten Erdöl- und Erdgasreserven Lateinamerikas verfügen.

Mehr als um Wirtschaftspolitik geht es dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez und Kubas Fidel Castro um politischen Einfluss. Der kubanische Revolutionsführer wurde im Kalten Krieg von den USA systematisch isoliert, während die Militärdiktaturen der 80er Jahre und die neoliberalen Regierungen der 90er Jahre den Rest Lateinamerikas näher an die USA rückten. Seit ein paar Jahren jedoch haben die USA ihre Vorherrschaft auf dem ehemaligen Hinterhof eingebüßt. Chavez unterspülte die US-Dominanz dabei ideologisch – wirtschaftlich sind die USA weiterhin der größte Abnehmer des venezolanischen Erdöls mit 1,5 Millionen Fass täglich, doch gleichzeitig trumpft wirtschaftlich auch China auf. China steigerte in den vergangenen fünf Jahren seine Importe aus Lateinamerika um 600 Prozent und investiert jährlich eine Milliarde Dollar in der Region, insbesondere in der Rohstoffindustrie, Infrastruktur und Landwirtschaft.

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