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Politik: Machtkampf in Jugoslawien: "Die Ehre, Milosevic abzulösen, darf dem Volk niemand nehmen" Balkan-Koordinator Hombach zur Situation in Belgrad

Ist das schon der Machtwechsel in Belgrad?Das ist der Anfang vom Ende Milosevics und der Anfang des Wandels in Serbien.

Ist das schon der Machtwechsel in Belgrad?

Das ist der Anfang vom Ende Milosevics und der Anfang des Wandels in Serbien. Spannend ist nur die Frage, wie viele Milosevic in seinen letzten Kampf mitnehmen kann. Alle Kämpfe, die er bisher begonnen hat, hat er verloren. Wir wissen, dass viele, die ihm früher gefolgt sind, das jetzt nicht mehr tun.

Muss der Westen jetzt Kostunica offiziell als Milosevic-Nachfolger anerkennen?

Kostunica ist, das belegen Dokumente, aus dem Wahlvorgang der wirkliche Gewinner. Das belegt auch die Reaktion von Milosevic. Und die absurde Reaktion seiner Marionetten im Verfassungsgericht, die die Wahl auf den Juli 2001 verschieben wollen. Der Westen hat deutlich gemacht - aber auch Russland -, dass es die Stimme des Wählers respektieren wird. Und dessen Mandat hat Kostunica. Wir jedenfalls haben ihn eingeladen, am Stabilitätspakt teilzunehmen.

Also ist es noch zu früh, ihn anzuerkennen?

Die meisten Staatsmänner haben deutlich gemacht, wo sie das wirkliche Mandat sehen. Die Russen sind Partner im Stabilitätspakt, und ich habe nicht aufgegeben, darauf zu setzen, dass sie Einfluss nehmen. Wenn nicht auf Milosevic, dann auf seine Umgebung. Immerhin haben sie seinen Sicherheitsdienst in Russland ausgebildet.

Müssen nicht jetzt zur Unterstützung der Opposition die Wirtschaftssanktionen fallen?

Das Thema friedlicher Ausgleich und Handel mit den Nachbarn und Aufhebung der Isolation von Europa war ein beherrschendes Thema im Wahlkampf. Das Volk erwartet, dass wir nun seine Stimme hören, so schnell wie möglich auf ein demokratischen Wandel in Serbien reagieren. Es gibt viele Stufen für die verschiedenen Szenarien. Herr Milosevic steht allerdings dem endgültigen Fall eines Embargos noch entgegen.

Muss die Nato sich rüsten, um einen demokratischen Wandel zu ermöglichen?

Es gehört zur Bekämpfung der Demokraten Serbiens durch Milosevic, dass er ihnen Kollaboration mit dem äußeren Feind nachsagt. Deshalb muss schon der Anschein äußeren Eingriffes vermieden wäre. Noch deutlicher: Die Ehre, Herrn Milosevic abzulösen, darf dem serbischen Volk niemand nehmen. Das ist Sache der Serben allein. Sonst würden wir eine Legende für die Zukunft kreieren, die als Pulverfass wirkte.

Was kann Russland jetzt leisten?

Russland ist im Zwiespalt, auf der einen Seite will der dem Westen zugewandte Putin mit Milosevic nicht gesehen werden. Auf der anderen Seite gibt es viele Verflechtungen. Von Russland muss und kann erwartet werden, dass es die Umgebung von Milosevic daran hindert, auf das eigene Volk zu schießen. Wir sind das Volk - vor diesem Schlachtruf wird letztlich auch Milosevic weichen. Die Russen müssen ihm klar machen, dass er die Blutspur dabei nicht verbreitert.

Ist das schon der Machtwechsel in Belgrad?

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