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Werber im Netz. Die Extremisten des IS nutzen soziale Netzwerke wie Facebook, um Jugendliche aus aller Welt für sich zu begeistern.

© AFP

Mädchen aus USA in Frankfurt gestoppt: Die ausgefeilte Online-Strategie des IS

Drei Mädchen aus den USA wurden auf Reise zu IS-Milizen am Frankfurter Flughafen gestoppt. Die Dschihadisten hatten sie offenbar über Facebook angelockt.

Über Facebook und andere soziale Netzwerke haben sich in den vergangenen Jahren Zigtausende gefunden, um gegen autokratische Regierungen zu demonstrieren. Doch auch die Gegenseite arbeitet mittlerweile mit diesen Plattformen. Auch drei junge Mädchen aus Denver sind offensichtlich einer ausgefeilten Online-Strategie des „Islamischen Staats“ zum Opfer gefallen. Sie wurden am Freitag auf dem Frankfurter Flughafen aufgegriffen – und wollten über die Türkei nach Syrien reisen, um den IS zu unterstützen. Mittlerweile sind sie wieder bei ihren Eltern, die von den Plänen der Töchter nichts gewusst hatten.

Assad Ibrahim ahnte am vergangenen Freitagmorgen nichts, als seine 16-jährige Tochter wie jeden Morgen aus dem Haus im Südosten Denvers ging und in den Schulbus stieg. Auch als die Schule drei Stunden später anrief, weil seine Tochter nicht erschienen war, brach noch keine Panik aus. Er rief sie auf dem Handy an, sie sagte sie sei zu spät gekommen und mittlerweile in der Schule angekommen. Der 48-Jährige, der vor Jahren aus dem kriegsgeplagten Sudan in die USA kam, ging wieder seiner Arbeit als Finanzberater nach. Am Abend der Schock: Seine Tochter kam nicht nach Hause. Ihr Handy war ausgeschaltet.

Nicht auffällig

Assad Ibrahim fuhr zu Ali Farah. Dessen Töchter sind die besten Freundinnen seine Tochter, doch auch sie waren verschwunden. Sie hätten sich am Morgen nicht wohlgefühlt und seien nicht zur Schule gegangen, sagte Farah. Am Abend waren sie weg, mit ihnen die Reisepässe und 2000 Dollar in bar. Ibrahim und Farah riefen die Polizei, die umgehend das FBI einschaltete. Die drei Mädchen saßen zu dem Zeitpunkt im Flieger nach Deutschland. Als sie in Frankfurt nicht abgeholt wurden und sich zunächst mehrere Stunden am Flughafen aufhielten, schnappten die Behörden sie – und schickten sie nach der Vernehmung zurück nach Denver.

In der Stadt am Fuße der Rocky Mountains steht man vor einem Rätsel. Die beiden Familien sind bisher nicht aufgefallen. Die Mädchen tragen zwar im Einklang mit ihrer Religion Kopftuch, sie waren aber weder radikal noch auffallend interessiert an den Geschehnissen in der islamischen Welt. Das alles soll sich in den letzten Monaten geändert haben, seit die drei über Facebook mit den Häschern des IS in Kontakt kamen.

Diese durchforschen nach ersten Erkenntnissen das Internet nach jungen Leuten auf Sinnsuche. „Sie schreiben dann Sachen wie: Wir werden hier unterdrückt in einem Land namens Syrien. Eure Regierung tut nichts dagegen, aber ihr könnt uns helfen“, sagt Aki Peritz, ehemaliger CIA-Offizier und Terrorexperte. Für viele Teenager klinge der Aufruf aus dem Krisengebiet spannend, vereine Idealismus und eine gewisse Romantik mit dem Bedürfnis, sich gegen die Eltern aufzulehnen und aus den vorgeschriebenen Bahnen zu Hause auszubrechen.

Mehrere Mädchen sind dem Ruf gefolgt

Die drei Mädchen aus Denver sind nicht die ersten Amerikanerinnen, die es zu den Extremisten zieht: Die 19-jährige Shannon Conley, die zum Islam konvertierte und sich seither Halima nannte, wurde im April am Flughafen in Denver festgenommen, als sie auf dem Weg nach Syrien war. Angeblich wollte sie dort einen tunesischen IS-Kämpfer heiraten, den sie im Internet kennengelernt hatte. Als ausgebildete Krankenschwester hoffte sie zudem, verwundete Kämpfer pflegen zu können und damit ihren Beitrag für den Dschihad zu leisten. Conley stammt aus Arvada, einem Vorort von Denver. Auch aus Minnesota und Pennsylvania wurden zuletzt Frauen für den IS rekrutiert.

Doch nicht nur Mädchen gehen der Terrorgruppe ins Netz: Der 19-jährige Mohamad Khan wurde Anfang Oktober in Chicago aufgegriffen, als er gerade in ein Flugzeug steigen wollte. Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte auch er über Facebook Kontakte geknüpft und wollte sich der Terrormiliz anschließen.

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