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Politik: Mahner gegen Nationalismus und Ego-Kult

Vaclav Havel erhält in Berlin den Nationalpreis 2003

Berlin. Seine Reden, zumindest die wichtigen, schrieb er stets selbst. Und das spürte man an ihrer Sprachgewalt. Zuletzt hatte Vaclav Havel im November vergangenen Jahres im heimischen Prag eine große Bühne. Erstmals tagte ein Nato-Gipfel in einem ehemaligen Ostblock-Land. Havel nutzte seinen letzten großen Auftritt, um die Europäer zur Einheit zu mahnen und vor jeder kulturell begründeten Hochnäsigkeit gegenüber den USA zu warnen. Im Januar gab der tschechische Präsident sein Amt ab. Am Mittwoch wurde ihm in Berlin von Bundespräsident Johannes Rau der Nationalpreis 2003 übergeben, den die 1993 in Weimar unter anderem von Altbundeskanzler Helmut Schmidt gegründete Deutsche Nationalstiftung verleiht. Die Auszeichnung ist mit 100 000 Euro dotiert.

Sachsens ehemaliger Ministerpräsident Kurt Biedenkopf würdigte Havel als Mann, der Tschechen und Deutschen „auf dem schwierigen Weg zueinander“ geholfen habe. Havel dankte mit den gewohnt klaren Worten. Er warnte vor „dumpfem Nationalismus und dem egoistischen Kult der Nationalinteressen“ und rügte eine Art von Politik, die aus „Intrigen, Lügen, Betrug und Abmachungen hinter den Kulissen“ bestehe. Auf seine Amtszeit blickte er ironisch zurück. Dass „postkommunistische Mafiosi oder die mit ihnen verbundenen so genannten pragmatischen Politiker“ ihn gehasst hätten, verstehe er nur zu gut.

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