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Kriegsalltag. Ein französischer Soldat wartet bei der Suche nach Sprengstoff in einem Haus in Gao neben einem gepanzerten Fahrzeug.

© REUTERS

Mali: Frankreichs unsichtbarer Krieg

Nach Erfolgen in Nord-Mali spielt die „Operation Serval“ in der französischen Öffentlichkeit inzwischen kaum noch eine Rolle.

Frankreichs Krieg gegen islamistische Terrorgruppen in Mali ist kaum noch gut für eine Schlagzeile. Seit der Einnahme von Timbuktu, Gao, Kidal und anderen Städten im Norden des westafrikanischen Landes, die von den Rebellen beinahe kampflos geräumt wurden, blieben spektakuläre neue Erfolgsmeldungen aus. Die „Operation Serval“, wie die am 11. Januar begonnene Militäraktion genannt wird, geht indes als Verfolgung versprengter Terrorgruppen, die sich in unwegsames Wüstengelände oder in schlecht zugängliche Gebirgsgegenden zurückgezogen haben, weiter. Eine Meldung gibt es nur, wenn wie vergangene Woche ein französischer Soldat umkommt, ein Fahrzeug auf eine Mine fährt oder ein Selbstmordattentäter sein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug gegen einen Posten der mit den Franzosen operierenden Tuareg-Rebellen steuert.

Als am Donnerstag ein algerischer Fernsehsender die Nachricht vom Tod von Abou Seid, des Chefs von Al Qaida im islamischen Maghreb (Aqmi), der größten in Mali operierenden islamistischen Rebellen-Terrorgruppe, verbreitete, schien dies eine der in Paris mit Ungeduld vermissten Erfolgsmeldungen zu sein. Der Aqmi- Chef sei mit 40 Kämpfern im Tigharghar- Massiv in Nord-Mali bei einem französischen Bombenangriff umgekommen. Der Präsident des Tschad, Idriss Déby, bestätigte den Tod Abou Seids am Freitag. Allerings behauptete er, tschadische Soldaten, die in Mali an der Seite der Franzosen kämpfen, hätten ihn getötet. Eine unabhängige Bestätigung fehlt bisher.

Abou Seid hatte erstmals vor zehn Jahren bei der Entführung von europäischen Touristen im Süden Algeriens von sich reden gemacht. An der Spitze von Aqmi trat er als besonders grausamer Anführer hervor. Die Exekution einer britischen und einer französischen Geisel wird ihm zugeschrieben. In seiner Gewalt sollen sich auch vier der sieben französischen Geiseln befinden, die Aqmi 2010 aus Niger entführte.

Unter Berufung auf Geheimdienstquellen berichtete der französische Radiosender RFI, DNA-Proben der mutmaßlichen Leiche Abou Seids seien zur Analyse nach Algier geschickt worden. Zeugen, die das Kriegsgeschehen vor Ort erleben und darüber berichten, gibt es nicht. In ihrer Berichterstattung sind die französischen Medien weitgehend auf das angewiesen, was ihnen von offizieller Seite mitgeteilt wird. „Es ist ein unsichtbarer Krieg, der dort fern von Kameras und den Augen von Journalisten geführt wird“, schreibt die Zeitung „Le Figaro“. 4000 Soldaten hat Frankreich in Mali im Einsatz. Mit ihrem schrittweisen Abzug soll nach einer Ankündigung vom Februar noch im März begonnen werden. Dass die „zweite Phase“ des Krieges schon die „letzte“ sein wird, wie Präsident Francois Hollande sagte, ist wenig wahrscheinlich.

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