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Politik: Mallorca war Drehscheibe für CIA-Flüge

Madrid - Der US-Geheimdienst CIA nutzte im Zuge seiner Gefangenenflüge mit islamistischen Terrorverdächtigen die spanische Urlaubsinsel Mallorca immer wieder als Drehscheibe. Mallorca sei einer jener Orte gewesen, „wo die CIA- Teams ihre Aktionen vorbereiteten“, sagt der Sonderermittler des Europarates, der Schweizer Dick Marty.

Madrid - Der US-Geheimdienst CIA nutzte im Zuge seiner Gefangenenflüge mit islamistischen Terrorverdächtigen die spanische Urlaubsinsel Mallorca immer wieder als Drehscheibe. Mallorca sei einer jener Orte gewesen, „wo die CIA- Teams ihre Aktionen vorbereiteten“, sagt der Sonderermittler des Europarates, der Schweizer Dick Marty. Und nach erfülltem Auftrag scheinen sich die Geheimagenten gleich noch ein paar Tage Ferienidylle am Pool gegönnt zu haben.

Spanischen Berichten zufolge führten wenigstens 16 der zweifelhaften Gefangenenflüge über Mallorca. Weitere CIA- Missionen sollen über Ibiza, Barcelona, Malaga und die Kanarischen Inseln abgewickelt worden sein. Auch die zu Portugal gehörenden Azoreninseln im Atlantik wurden immer wieder zu Zwischenlandungen und zum Auftanken genutzt. Vor allem aber die Baleareninsel Mallorca diente in Europas Süden als Ausgangsstation für die CIA-Einsätze. So startete offenbar auch jenes Flugzeug in Palma, das den Deutschlibanesen Khaled al Masri Anfang 2004 nach seiner Entführung aus Mazedonien in ein US-Lager in Afghanistan gebracht hatte. Al Masri wurde monatelang von den Amerikanern festgehalten und nach eigener Aussage gefoltert, bevor er wieder freikam.

Die mallorquinischen Behörden haben herausgefunden, dass die CIA-Agenten meist mit Diplomatenpässen einreisten und sich vor und nach ihren Einsätzen in Hotels der gehobenen Klasse in Palma de Mallorca einquartierten. Von Mallorca aus soll es mit als Privat- oder Geschäftsflugzeugen getarnten Maschinen unter anderem zu US-Stützpunkten und Gefangenenlagern im Irak, in Kuba (Guantanamo), Afghanistan und Nordafrika gegangen sein.

Die spanische Regierung des Sozialdemokraten Jose Luis Zapatero, die bisher wenig zur Aufklärung der Affäre beitrug, wies allerdings die Schlussfolgerungen des Untersuchungsberichts zurück, wonach Spanien wie auch andere europäische Länder als Plattform für die CIA-Gefangenenflüge gedient habe und die Behörden davon auch Kenntnis hatten. Zum Zeitpunkt der Geheimflüge über Spanien, in den Jahren 2004 und 2005, habe die Regierung „nicht die geringste Information“ gehabt.

Ralph Schulze

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