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Politik: Man spricht deutsch

Neuer Job, neue Wege: Verteidigungsminister Franz Josef Jung will das Verhältnis zu den USA verbessern

Exakt 15 Tage ist Franz Josef Jung nun als Verteidigungsminister im Amt – und zumindest ein Zeichen hat der Christdemokrat in neuer Funktion schon gesetzt. Egal, ob am Dienstag in London nach dem Antrittsbesuch bei seinem britischen Kollegen John Reid oder tags zuvor, eng umringt von albanischen Journalisten im Kosovo: Jung spricht in der Öffentlichkeit deutsch. Und das konsequent. Nicht, dass der 56-Jährige Englisch nicht passabel beherrschen würde – „für die Konversation ist das schon okay“ – , doch Jung ist Politprofi genug, um zu wissen, dass auf internationalem Parkett der rettende Griff zur Formelsprache Gold wert ist. Auf Deutsch rollt die leichter über die Zunge.

Vollgepackt ist sein Terminkalender noch in diesem Jahr – die erste Nagelprobe steht allerdings erst kurz vor Weihnachten an, wenn Jung in Washington Aufwartung bei seinem US-Kollegen Donald Rumsfeld macht. Rumsfeld und Jungs Vorgänger Peter Struck waren einander in herzlicher Abneigung verbunden, auch deshalb, weil Struck das Nichtengagement der Bundeswehr im Irak vehement vertreten hatte. Jung und seine neue Entourage, wie etwa der Chef des Planungsstabes Ulrich Schlie, sehen deshalb Spielraum, das transatlantische Verhältnis zu beleben, auch wenn das nicht zu einem Bundeswehreinsatz im Irak führen soll. Jung spricht in diesem Zusammenhang von der „Verantwortung“, die er spüre, „zu den USA ein neues Vertrauensverhältnis aufzubauen“. Auch wenn der neue Verteidigungsminister an den Grundkonstanten der Außen- und Sicherheitspolitik nicht rütteln will, so sieht er doch Chancen, die der Regierungswechsel mit sich gebracht hat: „Eine neue Regierung heißt: eine neue Ausgangsbasis, eine neue Grundlage.“

Für das Verhältnis zu den USA bedeutet das mit hoher Wahrscheinlichkeit: Der Ton wird wieder freundlicher. Doch in der Sache wird hart geblieben. Das Auslandsengagement der Bundeswehr hält Jung zurzeit „für ausgereizt“. Dies, so der Minister, werde auch so bleiben, solange sich an der finanziellen Grundlage nichts ändere. Da in Zeiten knapper Kassen eine Erhöhung des Wehretats nicht ansteht, wird Jung seinem US-Kollegen also wenig Versprechungen machen können.

Nach seinem Besuch beim deutschen Kfor-Kontingent in Prizren, wo Jung sich am Montag einen Eindruck über einen Auslandseinsatz von mehr als 2500 Bundeswehrsoldaten verschaffen konnte, antwortete der Minister auf Fragen nach der zeitlichen Perspektive des Kfor-Engagements auch entsprechend vorsichtig. Ziel müsse sein, „dass wir auch mal die langfristige Chance haben, aus dem Einsatzgebiet abzuziehen“. Für das Kosovo heißt das, dass die deutschen Soldaten dort wohl noch auf Jahre gebunden sein werden, selbst wenn die Verhandlungen über die Zukunft der unter UN-Verwaltung stehenden serbischen Provinz positiv verlaufen sollten. „Beide Seiten“, Serben und Albaner, appellierte Jung im Kosovo auf Deutsch und in Formelsprache, müssten „aufeinander zugehen“.

Ein „Soldatenminister“, Modell: Kumpeltyp, so wie sein Vorgänger Peter Struck es war, wird Franz Josef Jung wohl nicht, auch wenn in Prizren das obligate Mittagessen mit den Mannschaftsdienstgraden in der Kantine anstand. Nach eigener Aussage will Jung aber um einen „guten Draht zur Truppe“ bemüht sein, ein „eigener Weg“ werde sich da schon finden. Und zumindest in einer Hinsicht will Jung sich deutlich von seinem Vorgänger Struck abheben. Dessen legendäres Zitat – „Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt“ – sieht Jung anders. Nicht, dass er dies für völlig falsch hielte, nur soll unter seiner Regie die Rolle der Bundeswehr bei der Landesverteidigung künftig wieder stärker herausgehoben werden.

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