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Politik: …man uns auf die Nudel schiebt

Das Preisgeld beträgt eine Million Dollar, aber die Mühe, es zu gewinnen, könnte sogar die theologische Brillanz des neuen Papstes überfordern. Beweisen Sie, dass Jesus nicht der Sohn eines fliegenden SpaghettiMonsters ist!

Das Preisgeld beträgt eine Million Dollar, aber die Mühe, es zu gewinnen, könnte sogar die theologische Brillanz des neuen Papstes überfordern. Beweisen Sie, dass Jesus nicht der Sohn eines fliegenden SpaghettiMonsters ist! Das klingt jetzt, zugegeben, ein wenig weit hergeholt, stammt aber aus dem Glaubenskern einer neuen Religion, die erst vor zwei Monaten in Amerika entdeckt wurde und per Internet minütlich neue Anhänger gewinnt. Womöglich wird die Lehre der Spaghetti-Jünger, die sich selbst Pastafarians nennen, bald im Biologie-Lehrplan der Schulen von Kansas stehen, gleichberechtigt neben der Darwin’schen Evolutionslehre und dem „Intelligent Design“, jener auch von George W.Bush präferierten Ansicht also, ein höheres Wesen namens Gott habe die Welt exakt so hingezaubert, wie wir sie heute sehen – sie ist ähnlich fundiert.

Für diesen Anlauf bedarf es eines ausgefeilten Gedankengebäudes. Die Spaghettisten sind moraltheologisch noch nicht weit gekommen, legen aber bereitwillig Zeugnis ab von ihren Überzeugungen, so bereitwillig, dass es schon mehrere Flügel, ja Sekten gibt. Sogar ein Reformator ist ihnen bereits erschienen: Der Hl. Alfred von Parma, der 1518 seine 96 Pizzas an die Tür der Kirche zu Marinara schlug, um damit gegen die Verfälschung der Zeremonie der Heiligen Nudel durch die rivalisierenden vegetarischen Boyardisten zu protestieren. Ein vegetarischer Gott ist ein schwacher Gott! – das ist eine der Kernlehren des orthodoxen „FSMism“, der monotheistischen Religion, die an das „Flying Spaghetti Monster“ glaubt. Auch Häresien neueren Datums wie die Ravioli-Doktrin und die Atkins-Diät werden unerbittlich bekämpft.

Oder nicht? Es mehren sich die Zeichen, dass all das womöglich parodistischen Ursprungs ist, ersonnen, um die Anhänger des „Intelligent Design“ mit ihren seltsamen Ideen auf die Nudel zu schieben. Doch wird all das noch erkennbar sein, wenn sich die Pastafarians über die Welt verbreiten und mit ihren mitreißenden Gesängen, beispielsweise der Hymne „Wanna whole lotta sauce!“, Stimmung machen? Es ist wohl an der Zeit, sich mit den Grundlagen des FSMism vertraut zu machen, beispielsweise in der Verwendung von übertrieben viel Basilikum ein Symptom des Boyardismus zu erkennen und die Existenz eines Biervulkans im Jenseits für möglich zu halten.

Schließen wir diesen Text auf FSM-Art: Ramen! (So heißt eine japanische Nudelsuppe.) bm

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