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Mitte August kapituliert die UN angesichts der anhaltenden Gewalt in Syrien. Der Sicherheitsrat kündigt das Ende der Beobachtermission an. Dennoch soll sich ein Sonderbeauftragter weiter um Vermittlung zwischen Rebellen und Armee bemühen.

© dpa

Mandat läuft am Sonntag aus: UN-Sicherheitsrat ordnet Ende der Beobachtermission in Syrien an

Die Vereinten Nationen kapitulieren vor der Gewalt in Syrien. Auch im Libanon droht die Lage außer Kontrolle zu geraten – die Golfstaaten raten Bürgern zur Ausreise.

Der UN-Sicherheitsrat hat am Donnerstag das Ende der Beobachtermission in Syrien angeordnet. Die Bedingungen für eine Fortsetzung der Mission, deren Mandat am Sonntag ausläuft, seien nicht gegeben, erklärte der französische UN-Botschafter Gérard Araud in New York. Allerdings solle eine politische Vertretung in Damaskus bestehen bleiben. Die unbewaffneten UN-Beobachter hatten im April ihre Arbeit aufgenommen, am 20. Juli hatte der Sicherheitsrat das Mandat um 30 Tage verlängert. Vor dem Hintergrund der ausufernden Gewalt in Syrien wurde allerdings die Hälfte der ursprünglich 300 Beobachter abgezogen.

Die Mission sollte eine Waffenruhe zwischen den Aufständischen und den Truppen von Präsident Baschar al-Assad überwachen, die jedoch nie eingehalten wurde. Mehrfach wurden die Beobachter an dem Besuch von Orten gehindert, teils wurden sie auch beschossen.

Bildergalerie: Bürgerkrieg in Syrien treibt Familien in die Flucht

Die Gewalt in Syrien greift immer stärker auf den Libanon über – und das vier Wochen vor dem geplanten Papstbesuch von Benedikt XVI. Aufgebrachte Schiiten plünderten Geschäfte von Syrern und zündeten Autos an, nahmen 33 Syrer und mindestens einen Türken als Geiseln und blockierten zeitweise die Zufahrtsstraße zum Flughafen von Beirut. „Die Situation ist außer Kontrolle geraten“, meldete die staatliche Nachrichtenagentur NNA. Die Golfstaaten Saudi-Arabien, Qatar, Vereinigte Arabische Emirate und Kuwait, welche die Assad-Gegner mit Waffen und Geld unterstützen, riefen ihre Staatsangehörigen auf, sofort auszureisen. Zehntausende Golfaraber machen derzeit an der Mittelmeerküste und in den Bergen des Zedernstaats Urlaub. Libanons Präsident Michel Suleiman warnte vor einer weiteren Eskalation: „Chaos zu verbreiten, bringt keinen Entführten zurück und beendet kein Unrecht. Es zerstört nur die Rechte aller und gefährdet Menschenleben“, erklärte er.

Video: Islamische Staaten schließen Syrien aus

Ausgelöst wurden die bisher schwersten Unruhen im Libanon durch Gerüchte über den angeblichen Tod von elf im Mai entführten libanesischen Pilgern sowie die Festnahme eines schiitischen Libanesen durch syrische Rebellen. Der Gefangene, der dem mächtigen Mokdad-Clan angehört, wurde in einem Video vorgeführt und gab auf Befragen an, er sei einer von 1500 Scharfschützen, die die Hisbollah Anfang August nach Syrien eingeschleust habe. Seine Sippe in der Bekaa-Ebene, die vor allem vom Schmuggel lebt, reagierte mit wüsten Drohungen und veröffentlichte ihrerseits ein Video mit im Libanon gekidnappten Syrern. Man werde alle Geiseln töten, wenn ihr Familienmitglied Hassan Salim al-Mokdad nicht unversehrt freigelassen werde. Die Hisbollah bestritt, dass der Gekidnappte aus ihren Reihen stammt.

Libanons Bevölkerung ist im Blick auf den Bürgerkrieg in Syrien gespalten - aus religiösen Gründen.

Libanesische und syrische Sunniten demonstrieren in Libanon gegen das Regime von Präsident Assad.
Libanesische und syrische Sunniten demonstrieren in Libanon gegen das Regime von Präsident Assad.

© AFP

Zu dem Schicksal der elf entführten libanesischen Pilger gab es widersprüchliche Informationen. Der libanesische Fernsehsender LBC meldete, alle elf seien bei den jüngsten Luftangriffen syrischer Kampfjets auf die Rebellen-Enklave von Azaz nahe der türkischen Grenze ums Leben gekommen. Dagegen erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London, einige der Geiseln seien verwundet worden.

Libanons Bevölkerung ist im Blick auf den Bürgerkrieg in Syrien tief gespalten. Die schiitische Mehrheit, allen voran die Hisbollah, unterstützt das Regime von Baschar al Assad. Die Sunniten des Landes fühlen sich der syrischen Opposition verbunden. In der Grenzregion zwischen beiden Staaten, aber auch in der Stadt Tripoli hatte es in den letzten Monaten immer wieder Schießereien zwischen den beiden Lagern gegeben. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind offiziell 38 000 syrische Flüchtlinge im Libanon registriert, die wirkliche Zahl liegt wesentlich höher.

Ob angesichts der wachsenden Spannungen der für den 14. bis 16. September geplante Besuch des Papstes im Libanon stattfinden kann, blieb am Donnerstag unklar. Nach dem bisher bekannten Programm ist unter anderem am 16. September ein großer Freiluftgottesdienst im Zentrum von Beirut geplant. Benedikt XVI. selbst sieht in der Sorge für die Christen des Nahen Ostens einen Schwerpunkt seines Pontifikats. Im Oktober 2010 berief er zum ersten Mal in der Geschichte des Christentums eine Sondersynode für die Schwesterkirchen des Orients im Vatikan ein – aufgerüttelt durch die Vertreibung der irakischen Christen. Zuvor hatte der Papst im Mai 2009 Israel und die besetzten palästinensischen Gebiete besucht. Die maronitische Kirche im Libanon, der die überwiegende Mehrheit der örtlichen Christen angehört, ist mit Rom uniert. (mit AFP)

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