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Politik: Manga gegen rechts

Mit einem Comic will der Verfassungsschutz in NRW Jugendliche vor braunem Gedankengut warnen

Von Frank Jansen

Düsseldorf/Berlin - Wenn es um die Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus geht, gilt der Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen als besonders engagiert. Die Behörde beschreibt so detailliert wie keine andere die Gefahr, die von der scheinbar seriösen „Neuen Rechten“ ausgeht. Jetzt trauen sich die Verfassungsschützer wieder etwas: Sie geben einen Comic heraus. Das im japanischen Manga-Stil gezeichnete Heft soll Jugendliche aufklären – über die Versuche der rechtsextremen Szene, mit ihrer Ideologie in Schülermilieus einzudringen. Dieser „Comic für Demokratie und gegen Extremismus“ sei „bundesweit einzigartig“, sagte Landesinnenminister Ingo Wolf (FDP) jetzt bei der Vorstellung in Düsseldorf. Für Wolf, Vater dreier Kinder, geht es um die Abwehr der braunen Strategie, bei jungen Menschen eine Art Deutungshoheit zu gewinnen.

Die Geschichte des Comics „Andi“ geht so: Eine Skinheadclique verteilt vor einer Schule rechtsextreme CDs. Anführer der Gruppe ist ein etwas älterer Neonazi, der vor allem an künftige Geschäfte mit den erst mal gratis bedienten Jugendlichen denkt. Titelheld Andi und seine Freunde, darunter ein Türke, bleiben auf Abstand. Im Unterricht liefern sie sich dann mit den kahlköpfigen Mitschülern eine heftige Debatte, die von einer etwas überforderten Lehrerin moderiert wird. In der folgenden Sportstunde wird beim Basketball ein Skinhead dem Team um Andi zugeteilt, muss gegen seine rechten Kumpel spielen – und wirft den entscheidenden Korb. Nebenbei bahnt sich noch eine zarte Lovestory zwischen Andi und der Türkin Ayshe an. Die sich nicht scheut, ihrem Bruder nach einem frauenfeindlichen Spruch eine zu scheuern, „watsch“.

In den Comic sind kurze Erklärtexte zu Stichworten wie „Die Volksgemeinschaft“, „Der Rechtsstaat“ und „Nationalstolz“ eingeblockt. Außerdem werden im Anhang rechtsextreme Zeichen und Symbole beschrieben, darunter die einschlägigen Zahlencodes. Und es folgt eine Auflistung strafbarer Handlungen. Viele Jungleser erfahren hier vermutlich zum ersten Mal, dass der öffentlich gezeigte Hitlergruß unangenehme Konsequenzen hat.

Der Düsseldorfer Cartoonist Peter Schaaff hat den Comic gezeichnet. Das Gesamtprojekt, schon früh von Jugendlichen begutachtet, konzipierte der Rechtsextremismusexperte Thomas Grumke, der seit anderthalb Jahren für den Verfassungsschutz in NRW arbeitet. Das Heft erscheint in einer Auflage von 100000 Stück, davon gehen 7000 an die weiterbildenden Schulen im Bundesland. Der Verfassungsschutz schickt auch Exemplare quer durch die Republik. Außerdem ist ein Fortsetzungsheft geplant. Jugendliche können die nächste Andi-Story entwerfen und einreichen. Die beste Geschichte, verspricht der Verfassungsschutz, wird Schaaff dann als Comic zeichnen.

Das Heft gibt es gratis beim Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Abteilung Verfassungsschutz, Haroldstraße 5, 40 213 Düsseldorf.

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