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Politik: Mann für den Übergang

UN-Diplomat Latortue wird Premier in Haiti

Alle Hoffnungen des zerrütteten Haiti liegen nun auf den Schultern von Gerard Latortue, einem Anwalt, der in Frankreich ausgebildet wurde und eine lange Karriere in der Uno hinter sich hat. Als Premierminister des zerrütteten Karibikstaates muss er nun das Unmögliche versuchen: die Opposition und die Anhänger von Ex-Präsident Jean-Bertrand Aristide zufrieden stellen, das Volk mit seiner Elite und mit der Politik versöhnen, eine humanitäre Krise abwenden und es dabei auch noch den ausländischen Uniformierten von der UN- Schutztruppe recht machen. Er sei ein „reifer Mann mit festen Überzeugungen“, begründete Paul-Emile Simon vom Rat der Weisen die Entscheidung, die das siebenköpfige Gremium einstimmig traf.

In der Tat bringt Latortue einiges Gewicht auf die Waagschale: der 69-Jährige hat im Gegensatz zu vielen Oppositionellen auf der Insel trotz aller Kritik an Aristide stets einen kühlen Kopf und einen diplomatischen Ton behalten. Mit seinen 69 Jahren und seinem freundlichen, gesetzten Wesen gibt der zurzeit in Miami lebende Latortue durchaus so eine Art „Übervater“ ab.

Der Sohn einer Anwaltsfamilie aus Haitis dünner, schwarzer Oberschicht studierte Jura und Wirtschaftswissenschaften in Port-au-Prince und Paris. 1963 musste Latortue, der nach seiner Rückkehr in die Heimat Professor für Jura und Co-Direktor eines Instituts für Wirtschafts- und Handelsstudien war, das Land wegen Drohungen der Schlägertruppen von Diktator Duvalier verlassen. Zehn Jahre lang lehrte er an einer Wirtschaftsfakultät in Puerto Rico, bevor er der UN-Organisation für Industrielle Entwicklung (Unido) beitrat. Dort war er zuletzt Vizedirektor. In den vergangenen Jahren arbeitete er als Generalsekretär der Vereinigung Karibischer Forschungszentren mit Sitz in Puerto Rico und als Wirtschaftsberater von Miami aus.

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