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Der Pinguin war am 11. Februar im Mannheimer Zoo gestohlen worden.

© dpa/Uwe Anspach

Update

Mannheim: Vermisster Pinguin tot aufgefunden - ohne Kopf

Fünf Tage nach seinem Verschwinden wird ein vermisster Humboldt-Pinguin in Mannheim tot gefunden. Die Ermittler gehen von Diebstahl aus. Sie suchen Spuren des Täters.

Der seit Tagen vermisste Pinguin "Nummer 53" aus Mannheim ist tot. Ein Passant habe den Körper des erst zehn Monate alten Vogels am Morgen unweit des Luisenparks leblos gefunden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Anhand einer Flügelmarke mit der Nummer 53 sei das Tier als der seit Samstag vermisste Humboldt-Pinguin erkannt worden. "Offenbar hatte sich der Täter an dieser Stelle des Tieres entledigt." Das Tier sei ohne Kopf gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher in der SWR-"Landesschau".

Die Staatsanwaltschaft Mannheim leitete ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt ein. Die Behörden schließen aus, dass der fünf Kilo schwere und bis zu 60 Zentimeter große Pinguin von einem Wildtier gerissen oder aus dem Gehege im Luisenpark entlaufen sein könnte.

Für die vielen Menschen, die sich von der Polizei zur Mithilfe in dem Fall aufgerufen gefühlt hatten, war das eine traurige Nachricht - für den Tierpark erst recht. „Einen schlimmeren Ausgang hätte der Vorfall um unseren verschwundenen Pinguin nicht nehmen können", sagt Parkdirektor Joachim Költzsch. „Wir alle, vor allem unsere Tierpfleger, die sich tagtäglich um das Tier gekümmert haben, sind erschüttert. Erschüttert über den Tod, aber auch erschüttert über so wenig Achtung im Umgang mit Lebewesen."

Wer den Humboldt-Pinguin gestohlen hat und warum, ist bisher unklar. Der Kadaver des Pinguins wird jetzt untersucht.

Ob aber die Frage, die sich fast jeder nach der Meldung stellte - "Wer macht denn so etwas?" - je geklärt ist, ist fraglich. Vorerst wird vor allem spekuliert: Ein dummer Streich von Leuten, die von Tieren nichts verstehen und die niedlichen Pinguine einfach mal in einem anderen Umfeld sehen wollten? Nicht undenkbar. Es wäre aber ein großer Irrtum anzunehmen, dass so ein Pinguin, nur weil er im Zoo oder Spaßbad nebenan lebt, sich auch auf dem Balkon wohlfühlen würde. „Wer glaubt, er könne den Vogel als Haustier halten, ist jenseits von Gut und Böse“, hatte eine Tierparksprecherin erklärt, als das Fehlen des Tiers bemerkt wurde. Er brauche Spezialnahrung und besondere Pflege.

Ein Auftragsraub für einen Privatzoobesitzer?

Das Gehege im Luisenpark ist nicht übertrieben gesichert, es war rein technisch kein Hexenwerk, das etwa fünf Kilogramm schwere Jungtier wegzuschleppen. Eine zweite Möglichkeit ist, dass hinter dem Raub die Organisierte Kriminalität steckt. Humboldt-Pinguine gehören zu den vielen bedrohten Arten der Welt, was ihren Wert und ihre Attraktivität steigert und sie in manchen Kreisen zu begehrten Besitztümern macht, etwa für Menschen, die sich Privatzoos leisten. Aus diesem Kreis könnte es einen Auftrag zum Raub gegeben haben.

Auch andere Zoos und Tierparks haben Erfahrungen mit Tierdieben gemacht: Jeweils drei Humboldt-Pinguine wurden 2015 in Dortmund und vor mehr als 30 Jahren in Heidelberg gestohlen. Aus der Stuttgarter Wilhelma verschwand 2010 ein Brillenpinguin. Aufgeklärt ist das bis heute nicht - wie die meisten Fälle. In Brandenburg sind drei Känguru-Babys verschwunden, in Suhl stahlen Einbrecher eine Würgeschlange und in Bremerhaven einen Flamingo. Für die Zoos bedeutet das, dass aus dem Schutz der Menschen vor den Tieren immer öfter auch ein Schutz der Tiere vor den Menschen werden müsse.

Humboldtpinguine leben natürlicherweise in Peru und Nordchile. Ihr Bestand dort wurde im Jahr 2003 auf etwa 45.000 Tiere geschätzt. Er ist in beiden Ländern gesetzlich geschützt.

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