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Politik: Marine übergibt Kommando vor Libanons Küste an Italiener

Beirut - In gemächlichem Tempo entfernt sich die Fregatte Bayern von der libanesischen Küste. Auf dem oberen Deck lehnt Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung an der Reling und blickt über die glatte Wasseroberfläche: Eine Parade aus 14 Schiffen der Mission Unifil zieht in schnurgerader Linie an der mächtigen Fregatte vorbei.

Beirut - In gemächlichem Tempo entfernt sich die Fregatte Bayern von der libanesischen Küste. Auf dem oberen Deck lehnt Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung an der Reling und blickt über die glatte Wasseroberfläche: Eine Parade aus 14 Schiffen der Mission Unifil zieht in schnurgerader Linie an der mächtigen Fregatte vorbei. 17 Monate lang hat Deutschland das Kommando über die internationale Flotte gehalten. Gestern übernahm der europäische Marineverband Euromarfor unter italienischer Führung die Verantwortung. Die Bundeswehr bleibt auch künftig vertreten, mit vier statt wie bislang mit sieben Schiffen. „Wir können feststellen, dass der Einsatz erfolgreich gewesen ist“, sagte Jung. Deutschland habe damit zur Seesicherheit des Libanon und zur Stabilisierung der ganzen Region beigetragen.

Der Unifil-Verband überwacht seit dem Ende des 34-Tage-Krieges zwischen Israel und der Hisbollah 2006 die Seewege in die libanesischen Häfen. Die 1 500 Marinesoldaten sollen verhindern, dass Waffen über das Meer eingeschmuggelt werden und in die Hände der Hisbollah gelangen. Jedoch zweifeln Kritiker den Sinn der Mission an, da die Schiitenmiliz ihre Waffen im Wesentlichen weiter über die syrische Grenze bezieht. So hat der Unifil-Verband zwar bislang über 13 000 Schiffe abgefragt und rund 70 verdächtige Frachter ermittelt. Auf einen Fall von Waffenschmuggel allerdings sind die Blauhelme noch nicht gestoßen. „Das zeigt, welche abschreckende Wirkung die Präsenz der Flotte hat“, meinte Franz Josef Jung.

Im Grunde gehe es darum, den Libanon als souveränen Staat zu stärken. So hat die Bundesrepublik auch das nach dem Krieg 2006 völlig zerstörte Küstenradarsystem des Landes wiederaufbauen lassen. Zusätzlich hat Deutschland dem Libanon zwei ehemalige Polizeiboote geschenkt; ein weiteres Schiff soll folgen. Darüber hinaus kümmern sich deutsche Marinesoldaten um die Ausbildung ihrer libanesischen Kollegen.

„Als wir angefangen haben, fehlte es an allem: an Technik, an Training, es lagen nicht einmal Seekarten vor“, sagt Korvettenkapitän Arne Krüger. Nun, fügt Fregattenkapitän Kurt Leonards hinzu, stelle der Unifil-Verband sicher, dass niemand mehr unbemerkt in die Küstengewässer eindringt. Wann der Libanon bereit sein wird, seine Seegrenze selbst zu kontrollieren, sei aber noch völlig unklar: „Die Marine macht Fortschritte, aber keine Riesenschritte“, sagte Leonards. „Wir haben ja quasi bei null anfangen müssen.“ Gabriela M. Keller

Gabriela M. Keller

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