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Tagesspiegel-Kolumnist Helmut Schümann.

© Karikatur: Tagesspiegel

Markus Söder: Strauß am Bett

Auch Bayerns Heimatminister Markus Söder hatte in seiner Jugend Starschnitte über dem Bett hängen vor denen er abends niederkniete. Unser Kolumnist Helmut Schümann ebenfalls, aber auf keinen Fall Franz Josef Strauß.

Es hilf ja nichts, es muss raus, sich nicht zu outen, hieße, sich feige zu verstecken. Bei mir war es Peter Meyer, dä Pitter, wie wir sagten, ein begnadeter Mittelstürmer der Fortuna. Es hingen auch noch andere Größen der heimischen Fußballmannschaft an den Wänden des Kinderzimmers. Aber dann ging der Pitter nach Mönchengladbach, und dann war Schluss zumindest mit der plakativen Heldenverehrung. Da war ich zwölf Jahre alt. Markus Söder dürfte etwa 20 sein auf diesem Foto, das er in diesen Tagen viral verbreitet hat. Man muss das Foto des jugendlichen heutigen bayerischen Finanz- und Heimatministers mit schielendem Auge auf die Landesvaterschaft beschreiben: Markus Söder hat einen schwarzen Anzug an und ein akkurates weißes Hemd.

Dazu trägt er eine Krawatte, die schillernd nach sofortiger Entsorgung schreit. Bitte schön, jeder, wie er mag, aber so etwa Ende der Achtziger war das sicherlich nicht der letzte Schrei im juvenilen Outfit. Unter das Foto hat Söder einen orthografisch etwas schlampigen Satz geschrieben: „Das war das Poster übr meinem Bett in der Jugendzeit was hing bei euch?“ Der Mann kommt ja gerne einmal ein wenig anbiedernd daher, das in die Twitter- und Facebookgemeinde posaunte Du wirkt ausgesprochen flott. Auf dem Foto zeigt Söder auf ein Poster. Den Mann auf dem Poster kennt man, wenn man schon ein wenig älter ist. Das ist Franz Josef Strauß, der gefühlt seit Gründung Bayerns dort Ministerpräsident war und es eigentlich noch heute ist, auch wenn er 1988 verstarb.

Franz Josef Strauß über dem Bett im Jugendzimmer, das Foto ist der absolute Brüller im Netz. Es ist aber nicht überliefert, ob der mächtige, stiernackige Hüter über das Bett des jungen Söder bei etwaigen Damenbesuchen abschreckende oder anfeuernde Wirkung hatte. Es gibt ja die merkwürdigsten Trigger. Die meisten Menschen verheimlichen später lieber, wen sie als Jugendliche per Poster über dem Bett angehimmelt haben. Die Verlautbarung, vor welchem Starschnitt sie früher niedergekniet haben, könnte manche Peinlichkeit mit sich bringen. Mit Peinlichkeiten kennt sich Söder aber gut aus. Das hat er übrigens von seinem papierenen Schlafzimmergenossen übernommen, dem war auch nichts peinlich. Den Seinen gibt’s der Herr eben im Schlaf.

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