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Das Foto zeigt die Seite vor der Löschaktion.

© Tsp

Martenstein: Knoblauch schafft Abstand

Unser Kolumnist hat das Bedürfnis, die Berliner Grünen-Politikerin und Knoblauchexpertin Catharina Pieroth zu verteidigen. Eine Glosse.

Eine Glosse von Harald Martenstein

Mein Vater hat jahrelang Knoblauchpillen geschluckt. Außerdem trank er morgens mit Todesverachtung ein Glas Apfelessig, obwohl ihm dieses Zeug unmöglich schmecken konnte. Sein Wunsch, lange zu leben und dies bei klarem Verstand, ging in Erfüllung.

Aber das beweist, den Apfelessig betreffend, gar nichts. Jetzt musste ich wieder an ihn denken, als ich las, dass die gesundheitspolitische Sprecherin der Berliner Grünen Knoblauch gegen Covid-19 empfiehlt.

Einen entsprechenden Text auf ihrer Homepage hat Catharina Pieroth inzwischen gelöscht, es gab zu viel Spott. Wie jeder weiß, bin ich stets der Erste, der die Grünen gegen ungerechte Vorwürfe in Schutz nimmt.

Pieroth hat keineswegs behauptet, Knoblauch heile Infizierte oder mache Hygienemaßnahmen überflüssig. Sie hat lediglich darauf hingewiesen, dass Knoblauch das Immunsystem stärkt. Mit einem starken Immunsystem steckt man sich nicht ganz so leicht an wie mit einem schwachen.

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Donald Trump hat auch nicht behauptet, man könne geheilt werden, indem man sich Desinfektionsmittel spritzt. Er hat lediglich gesagt: „Es wäre interessant, das zu prüfen.“ Leider haben es dann manche wirklich ausprobiert, die Berichte darüber machen nicht Lust darauf, es ihnen gleichzutun.

Trump hat auch einen Vorschlag gemacht

Trump schwört auch auf die heilende Wirkung des Lichts, an sich eine naheliegende Idee. Immer nur im Dunkeln zu sitzen, schadet den Augen und macht irgendwie traurig. „Mal angenommen“, sagte Trump dazu, „man könnte das Licht in den Körper bringen?“

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Mit einer sehr kleinen Glühbirne ließe sich das machen, ich weiß nicht, ob da der orale oder der rektale Weg der bessere ist. In Indien dagegen glauben nicht wenige daran, dass Kuh-Urin vor Covid-19 schützt. Knoblauch hat, verglichen damit, den großen Vorteil, dass man keinen Kuhstall braucht.

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Ein Meilenstein der Wissenschaft schien zunächst die „Berliner Knoblauchstudie“ von 1999 zu sein, die sehr positiv für ihr Forschungsobjekt ausfiel. Dann kamen methodische Mängel heraus.

Berliner Knoblauchstudie vorzeitig abgebrochen

Unter anderem hatten von den 140 in großem Stil Knoblauch essenden Berliner Versuchspersonen mehr als die Hälfte die Studie vorzeitig abgebrochen, weil ihre Partner und das soziale Umfeld den Geruch nicht mehr aushielten. Knoblauch wäre also, von Berliner Forschern bewiesen, eine sinnvolle Ergänzungsmaßnahme zur Durchsetzung der Corona-Abstandsregel von einem Meter fünfzig.

Zauberknolle. Hilft gegen Vampire. Und gegen das Coronavirus?
Zauberknolle. Hilft gegen Vampire. Und gegen das Coronavirus?

© Franziska Gabbert/dpa/pa

Dass Coronaviren relativ oft vor Nikotin Reißaus nehmen, gilt inzwischen als gut etablierte Erkenntnis, auch wenn viele es nicht gern hören. Wer mehrere Methoden kombinieren will, setze sich heute beim Italiener in die pralle Sonne (Licht, Trump), esse Spaghetti aglio e olio (Knoblauch, Grüne), und rauche hinterher (dieser Autor). Das indische Getränk muss man sich mitbringen.

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