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Massendemonstration: Proteste gegen Siniora

Mit einer machtvollen Demonstration im Zentrum von Beirut hat die Opposition im Libanon den Rücktritt der westlich orientierten Regierung von Ministerpräsident Fuad Siniora gefordert.

Beirut - Zu der Kundgebung rund 150 Meter entfernt vom Regierungsgebäude versammelten sich nach Angaben der Fernsehsender, die der pro-syrischen Hisbollah und den Christen nahestehen, hunderttausende Menschen. Sie riegelten den Regierungssitz ab. "Siniora hau ab" und "USA raus aus dem Libanon", riefen die Demonstranten. Der Vorsitzende der christlichen Opposition, Ex-General Michel Aoun, forderte den Protest fortzusetzen, bis die Regierung zurückgetreten sei. Anschließend wurden Zelte aufgeschlagen und Decken an die Demonstranten verteilt.

"Wir bleiben, bis die Regierung gestürzt ist", sagte ein Kundgebungsteilnehmer. Die Demonstranten blockierten zahlreiche Straßen. Sie richteten sich darauf ein, die Nacht über zu bleiben. Siniora habe viele Fehler begangen und Korruption zum täglichen Geschäft gemacht, rief Aoun den Demonstranten zu. Der Regierungschef müsse sein Amt aufgeben, um für eine Regierung der nationalen Einheit Platz zu machen, sagte der prosyrische christliche Oppositionspolitiker. "Wir würden es vorziehen, wenn die Regierung Siniora mit uns hier wäre anstatt sich von Sicherheitskräften geschützt im Sarail zu verschanzen", wies Aoun auf das von einem großen Polizeiaufgebot, Soldaten und Stacheldraht geschützte Regierungsgebäude. In mehreren Vierteln bezogen zudem gepanzerte Fahrzeuge Stellung. Auch Wasserwerfer der zivilen Sicherheit standen bereit.

Aoun: Kundgebung soll Koexistenz aller Kräfte erreichen

Ziel der Kundgebung sei es weder die Macht an sich zu reißen noch die andere Seite zu isolieren, sagte Aoun. Ganz im Gegenteil solle die Kundgebung dazu beitragen, eine Koexistenz aller politischen Kräfte zu erreichen. Das libanesische Volk solle sich von allen ausländischen Interventionen frei machen, kritisierte der Christenführer in seiner Ansprache auch die Einmischungen der USA und Frankreichs.

Zu der Demonstration hatte die pro-syrische Hisbollah als die führende oppositionelle Kraft des Landes alle Bürger "unabhängig von der Religionszugehörigkeit" aufgerufen. Die schiitische Hisbollah fordert seit Wochen einen größeren Einfluss für sich und ihre christlichen Alliierten im Kabinett. Die Krise hatte sich verschärft, nachdem sechs pro-syrische Minister aus der Regierung ausgetreten waren, darunter fünf der Schiitenparteien Hisbollah und Amal. Der libanesische Präsident Emile Lahoud bezeichnete die Regierung in einem Interview des "Daily Telegraph" deshalb als "nicht länger legal", da sie nicht alle Religionen des Landes vertrete. (tso/AFP)

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