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Schwerer Start. Der neue CDU-Landeschef Armin Laschet. Foto: Reuters

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Politik: Mattes Lächeln in der Krise

Armin Laschet soll die CDU in NRW wieder nach vorn bringen – doch in der Partei gibt es Vorbehalte.

Armin Laschet sitzt oben auf dem Podium und muss dem noch für wenige Stunden amtierenden Landesvorsitzenden des größten CDU-Landesverbandes zuhören. Norbert Röttgen hält die letzte Rede in dieser Funktion, er hatte am Abend der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen sein Parteiamt zur Verfügung gestellt, nachdem nur 26 Prozent der Bürger ihr Kreuz bei den Christdemokraten gemacht hatten. An jenem Abend hatte der Bundesumweltminister gehofft, durch die rasche Übernahme der Verantwortung und die Preisgabe des Landesvorsitzes mindestens den Ministerposten im Kabinett Merkel retten zu können; er hat sich getäuscht.

So spricht Röttgen am Samstag auf dem Landesparteitag in Krefeld als schlichter Bundestagsabgeordneter zu den Delegierten und liefert, vermutlich unfreiwillig, einen weiteren Beleg dafür, dass ihm eine entscheidende Fähigkeit für ein Spitzenamt in der Politik fehlt: er redet selbstbezogen und schafft es an keiner Stelle, eine emotionale Brücke zum Publikum zu schlagen. Das Wort „eigene Fehler“ streut er zwar an einer Stelle in seinen Vortrag ein, es kommt aber allenfalls als Lippenbekenntnis daher, im Kern lobt er sich unentwegt für die zurückliegenden zwei Jahre. „Ich glaube, dass wir insgesamt eine gute Arbeit geleistet haben“, lautet sein Credo. Er reagiert nicht einmal, als es allenfalls höflichen Applaus gibt.

Laschet erträgt die Rede seines Vorgängers, gegen den er vor zwei Jahren in einer Mitgliederbefragung knapp verloren hatte, lächelnd und wird später eine weitere Geste der Versöhnung anschließen, als er Röttgen zuruft: „Die CDU-Familie braucht dich.“ Zu diesem Zeitpunkt ist er selbst schon gewählt worden, mit einem Ergebnis, das ihm nicht zu Jubel Anlass bietet. 488 Delegierte haben sich am Ende für Laschet als Chef der nordrhein-westfälischen CDU ausgesprochen, das waren 80,3 Prozent und damit haarscharf mehr als die Marke, die vorher auf den Fluren als absolute Untergrenze ausgegeben worden war.

Der neue Vorsitzende lächelt an diesem Tag solche Dinge weg. „Es hätte schlimmer ausgehen können“, analysiert er hinterher im kleinen Kreis, „das ist keine Krönungsmesse.“ Dass ihm die Herzen nicht ohne Vorbehalte zufliegen, hatte er in den zurückliegenden Wochen gespürt, als er sich in unzähligen Basisveranstaltungen den kritischen Fragen der Mitglieder gestellt hatte; wo ihm hin und wieder vorgehalten wurde, Teil der Führungsmannschaft gewesen zu sein, die neben Röttgen die Politik der Partei und damit auch die krachende Wahlniederlage zu verantworten hat.

Weil das so war, hatte Landtagsfraktionschef Karl Josef Laumann bis zuletzt mit dem Gedanken gespielt, selbst nach dem Parteivorsitz zu greifen. Ihm waren durchaus gute Chancen eingeräumt worden. Doch am Ende hat die Kanzlerin höchstpersönlich dafür gesorgt, dass sich die beiden Kontrahenten friedlich einigen und eine Art Doppelspitze bilden: Laschet in der Partei und der allseits beliebte Laumann im Landtag. Dass die Basis Laumann schätzt, macht sie auf dem Parteitag deutlich. Der Münsterländer bekommt mit Abstand den meisten Applaus, wird nach seiner Rede gefeiert wie kein anderer. Laschet lächelt auch das weg.

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