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Manspreading ist in Madrid neuerdings verboten.

© AFP

Matthies meint: Beine schließen!

Im öffentlichen Nahverkehr von Madrid ist ab sofort: "Manspreading" verboten - das machohafte, breitbeinige Sitzen in Bussen und Bahnen. Eine gute Idee findet unser Autor - allerdings wohl kein Vorbild für Berlin.

English for runaways, Folge 247. Heute: Manspreading. Nein, es hat überhaupt keinen Sinn, an einer Übersetzung zu basteln, ohne zu wissen, was damit gemeint ist. Nämlich das Phänomen, dass Männer sich in Bahn und Bus so breitbeinig hinsetzen, dass neben ihnen nur noch ein kleines Plätzchen frei bleibt, vorzugsweise für schmale, sich dann unterdrückt fühlende Frauen. Deren bestes Gegenmittel hat auch einen Namen, es ist das „Shebagging“, die große Handtasche auf dem Nachbarsitz – ein gesellschaftlich weniger drängendes Thema.

Denn Manspreading ist weltweit so verbreitet, dass die städtischen Verkehrsbetriebe in Madrid jetzt eine eigene Kampagne starten, Ergebnis einer feministischen Petition: Mit einem Logo in den Bussen wird für geschlossene Beine geworben. Man wird allerdings fürchten müssen, dass der spanische Macho, der immer gerade einen Stier gefrühstückt hat, und zwar schön blutig, dass dieser Kerl die Ermahnung zum Anlass nimmt, sich erst recht auszubreiten.

Aber warum tut er das? Eine ziemlich windige Theorie besagt Folgendes: Der Mann hat Schultern, die breiter sind als die Hüfte, und er muss deshalb die Beine ausbreiten, um nicht umzukippen. Das sei genetisch, der Impuls durchfahre ihn auch im Sitzen. Klingt echt blöd, oder?

Es könnte auch sein, dass der landläufige Manspreader in der gefühlten Dauerbrunft lebt und symbolisch sein pralles Gemächt vorzeigt in der meist irrigen Hoffnung, ein williges Weibchen anziehen zu können. Oder er will einfach nur mal gucken, ob sich ein anderer Mann provozieren lässt und dann eventuell voll auf die Fresse bekommen könnte. Die sexuelle Variante scheint vor allem deshalb ein wenig fragwürdig, da vom Manspreading ja auch Männer betroffen sind. Und deshalb scheint die einfache Interpretation am schlüssigsten: Die breiten Beine bedeuten das Gleiche wie ein fetter, schwarzer SUV mit röhrendem Auspuff, nur eben ohne Auto und deshalb viel erschwinglicher: alle Opfer, außer mir.

Ist das auch ein Problem für die BVG? Bitte? Is mir egal? Ah, okay, klar. Allerdings wirkt auch in Berlin wie sonst nirgendwo ein Selbstreinigungsmechanismus, der in einem einfachen Satz gipfelt: Nehmse ma ihre Beene da weck! Und schließlich leben wir hier vom „Berlinspreading“ – der Kunst, vor den Augen der Welt auf dicke Hose zu machen. Und der Hoffnung, dass keiner nachguckt, ob was dahinter ist.

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