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Beherrscht das Spiel auf der Metaphernorgel: Simone Peter, Bundesvorsitzende der Grünen.

© dpa

Matthies meint: Geschosse aus der Metaphernorgel

Zuckerschlecken und Eingemachtes: Warum Simone Peter möglicherweise ein bisschen übertrieb, als sie die FDP mit Geschossen aus der Metaphernorgel eindeckte. Eine Glosse.

Jede Massenschlägerei fängt ganz harmlos an, mit ein paar Sprüchen, Muskelspielen, Drohungen – aber sorgfältig dosiert, damit nicht gleich eine Seite vor Angst davonläuft, es wäre ja schade drum. Möglicherweise hat also Simone Peter, die Ko-Vorsitzende der Grünen, ein bisschen übertrieben, als sie am Montag die Gegenseite aka FDP dicht an dicht mit Geschossen aus der Metaphernorgel eindeckte.

Denn während dort ja noch am Wochenende die sichere Erwartung herrschte, die weiteren Sondierungsgespräche würden ein wahres Zuckerschlecken werden, nahm die Obergrüne den Freidemokraten jede diesbezügliche Illusion: Nein, sagte sie, die zweite Runde „wird kein Zuckerschlecken“. Nun ist der Verzicht auf Zucker gesundheitlich durchaus von Vorteil, zumal sich Fortschritte durchaus auch beim Vollkornbrotkauen und Müslimampfen erzielen lassen. Gut, wenn die Verhandler Vorräte angelegt haben. Ja, Frau Peter? „Je näher das Sondierungsende kommt, desto mehr geht es ans Eingemachte.“ Das könnte zum Beispiel gedroschenes Bio-Stroh sein oder, für Fleischfreunde, leckeres Dosengulasch vom Phrasenschwein.

Knallhart oder beinhart, was ist härter?

Doch es kommt noch heftiger. Denn bei den Themen Energie und Verkehrswende, so droht Frau Peter, werde man „ganz knallhart, beinhart verhandeln“. Knallhart oder beinhart, was ist härter? Und was ist mit knüppelhart? Die Gruppe „Torfrock“ hat einst zum Film „Werner – Beinhart“ die grundlegende Definition geliefert: „Beinhart wie’n Rocker/Beinhart wie’n Chopper/Beinhart wie’n Flaschbier/Beinhart geht das ab hier“. Hmm ... härter.

Möglicherweise war Simone Peter bewusst, dass diese Drohung das kleine Häuflein von Freidemokraten final verschrecken könnte. Deshalb versperrte sie ihnen den Notausgang mit drastischen Worten: Es sei „vollkommen falsch, die Keule Neuwahlen oder Scheitern zu schwingen“. Andererseits: Ist nicht gerade die Keule Neuwahlen oder Scheitern ein notwendiger Ausrüstungsgegenstand in beinharten Koalitions-Sondierungen? Und ist sie nicht die einzige Waffe der FDP, wenn man ihnen das Zuckerschlecken verwehrt und das Eingemachte wegessen will? Bei diesen Koalitionsverhandlungen, das ist klar, werden keine Gefangenen gemacht.

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