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Revolution als Gruselkabinett. Das Berlin Dungeon hat jetzt eine neue Abteilung "Revolution 1848" eröffnet.

© dpa

Matthies meint: Warum nicht mal eine Revolution?

60 Prozent der Ostdeutschen und 37 Prozent der Westdeutschen finden Sozialismus eine gute Idee, die nur schlecht ausgeführt wurde. 20 Prozent wollen eine Revolution. Sind die alle verrückt geworden? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Lars von Törne

Bei all den uferlosen politischen Umfragen bleibt immer irgendwas offen. „Wie haben Sie denn die Antwort gemeint?“ möchte man die Befragten fragen, man möchte sie bei den Schultern packen und ihnen eine Antwort entringen, „glauben Sie diesen Blödsinn wirklich?“ Aber dann ist natürlich schon wieder die nächste Umfrage da. Am Montag zum Beispiel wurde eine Studie des FU-Forschungsverbunds SED-Staat publik, für die die Forscher linksradikale Einstellungen untersucht haben. Und heraus sticht die Mitteilung, 46 Prozent der Deutschen seien für die Abschaffung des staatlichen Gewaltmonopols. 46 Prozent!

Nun gut: Ziehen wir etwa fünf Prozent ab, die da was falsch verstanden haben und meinen, klar, ich brenne mir meinen Schnaps lieber selber. Dann bleiben immer noch gut 40 Prozent, die die ordnende Gewalt nicht mehr vom Staat allein ausgeübt sehen wollen. Aber von wem dann? Von russischen Separatisten? Scharia-Inspektoren? Parteisoldaten können ja angesichts der allgemeinen Politikverdrossenheit kaum gemeint sein. Aber wen rufen wir nun, wenn Einbrecher im Haus sind?

20 Prozent der Deutschen hätten gerne eine Revolution

Wie gesagt: Man kann das nicht mehr nachträglich fragen. Auch nicht, was rund 20 Prozent unserer Landsleute damit meinen, dass sie eine Verbesserung der Lebensbedingungen im System nicht für möglich halten und gern eine Revolution hätten. Eine Revolution! Die Richtung ist auch schon klar, denn 60 Prozent der Ost- und 37 Prozent der Westdeutschen finden Sozialismus und Kommunismus eine gute Idee, die bisher nur schlecht ausgeführt worden sei.

Absolut irre: Nordkorea, nur mit menschlichem Antlitz, geführt vielleicht von der großen Vorsitzenden Sahra Wagenknecht – wäre das was? In Sachen sozialer Gleichheit, die 42 Prozent der Deutschen höher schätzen als die Freiheit des Einzelnen, hält dieses Land ja unangefochten den Weltrekord.

Nun weiß natürlich niemand, ob all diese eigenartigen Einstellungen tatsächlich auf linksextreme Einstellungsmuster zurückzuführen sind oder nur darauf, dass der blöde Nachbar schon wieder ein neues Auto hat, während man selbst ewig auf den Bus wartet – ein wichtiger Motor sozialistischer Umwälzung. Aber dass in einem der reichsten und am meisten bewunderten Länder der Welt derlei abwegige Ansichten auf dem Weg zur Mehrheitsmeinung sind – was ist da los?

Am besten wäre wohl, Angela Merkel riefe die Revolution gleich selbst aus. Dann wäre auch das völlig alternativlos.

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