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Politik: Maul- und Klauenseuche: Irland verliert den Kampf - Massenschlachtungen geplant

Die Hiobsbotschaft, vor der sich die Republik Irland seit einem Monat fürchtet, kam am Donnerstagmittag: Der erste Fall von Maul- und Klauenseuche wurde in einer Schafherde in der Grafschaft Louth bestätigt. Die vorsorglich bereits am Mittwoch geschlachteten Tiere befanden sich unmittelbar an der Grenze zu Nordirland, nur wenige Kilometer vom einzigen nordirischen Seuchenfall in der Grafschaft Armagh entfernt.

Die Hiobsbotschaft, vor der sich die Republik Irland seit einem Monat fürchtet, kam am Donnerstagmittag: Der erste Fall von Maul- und Klauenseuche wurde in einer Schafherde in der Grafschaft Louth bestätigt. Die vorsorglich bereits am Mittwoch geschlachteten Tiere befanden sich unmittelbar an der Grenze zu Nordirland, nur wenige Kilometer vom einzigen nordirischen Seuchenfall in der Grafschaft Armagh entfernt. Der erste Fall wurde somit in einer bereits abgeriegelten Gegend registriert.

Zum Thema Chronologie: Der jüngste Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Europa Trotzdem bezweifelten Sachverständige - unter Berufung auf die Rechtschaffenheit des betroffenen Bauern -, dass das Virus durch Handel oder Schmuggel übergesprungen war, und konzentrierten ihre Analysen auf eine Ausbreitung durch Wind oder Wildtiere. Der nordirische Fall, der sich direkt auf importierte Tiere aus dem englischen Carlisle zurückführen ließ, war am 28. Februar bestätigt worden. Schon vorher hatte die Republik Irland strengere Abwehrmaßnahmen gegen die Seuche ergriffen als irgendein anderes europäisches Land. Die Paraden zum Patrickstag waren ebenso wie sämtliche Sportveranstaltungen abgesagt worden. Erst in den letzten Tagen wurden die schärfsten Verbote in beiden Teilen der Insel vorsichtig gelockert.

Jetzt werden vorsorgliche Massenschlachtungen im Grenzbereich an der Ostküste geplant - in der Hoffnung, dass sich die Seuche nicht auf die angrenzenden, saftigen Weiden der Grafschaft Meath und den Rest der Insel ausdehnt. Gerüchteweise war aus Brüssel zu vernehmen, die EU-Kommission erwäge regionale Exportverbote in Ländern mit Maul- und Klauenseuche anstelle der bisherigen nationalen Exportverbote.

Irlands Nahrungsmittelsektor ist wirtschaftlich bedeutsam, 90 Prozent der Produktion werden exportiert. Als größter Netto-Exporteur von Rindfleisch in Europa wird Irland vom unvermeidlichen Exportverbot überaus schmerzlich betroffen sein. Die irischen Aktienkurse sanken sofort um fünf Prozent, denn Exporte im Wert von rund 12 Milliarden Mark sind betroffen, vom Tourismus und verwandten Sektoren ganz zu schweigen. Doch die wirtschaftliche Abhängigkeit vermag die beispiellose Solidarität der irischen Bevölkerung mit den Bedürfnissen und Nöten der Landwirte in den letzten Wochen nur teilweise zu erklären. Vermutlich steht die irische Mentalität der Scholle noch näher, als die jüngsten Erfolge in der Elektronik- und Pharmabranche vermuten ließen. Kaum jemand ist weiter als zwei Generationen vom Pflug entfernt, die meisten haben noch bäuerliche Verwandte. So wurde die Nachricht vom ersten irischen MKS-Fall als nationale Katastrophe interpretiert.

Martin Alioth

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